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Als Roggau anders wurde – Claire Zweig schaut sich im Bürgerzentrum den Film über ihr Leben an

Karben. Claire Zweig (88) ist vor wenigen Tagen aus den USA angereist, um zum dritten Mal nach 1945 ihre Heimat Burg-Gräfenrode zu besuchen. Als Jüdin musste sie Burg-Gräfenrode im Jahr 1939 verlassen.

Claire Zweig wurde als Klara Kirschberg im Jahr 1922 in Roggau geboren. „Dort hatte ich eine glückliche Kindheit“, sagt sie, nachdem sie gemeinsam mit rund 200 Besuchern den Film angeschaut hat, der Stationen ihres Lebens zeigt und Weggefährten zu Wort kommen lässt. Gemacht haben den Film Hartmut Polzer und Irma Mattner, die durch ihre Arbeit in der Initiative „Stolpersteine in Karben“ auf Claire Zweig aufmerksam wurden. Die glückliche Kindheit – in Roggau wurde sie „Klärchen“ genannt – habe so lange angedauert, bis die Nationalsozialisten den nicht-jüdischen Kindern verboten hätten, mit jüdischen Kindern befreundet zu sein. „Als drei sehr gute Freundinnen zu mir kamen und sagten, dass sie nicht länger mit mir befreundet sein dürften, war ich sehr unglücklich. Und ich habe es nicht verstanden, denn ich habe mich als Deutsche gefühlt und konnte nicht verstehen, was sich geändert haben sollte“. Bald darauf habe sie zu ihren Eltern gesagt: „Das hier ist ein anderes Land geworden, ich möchte hier nicht mehr leben, bringt mich weg“, erzählt Claire Zweig. Ihren Eltern gelang es über Verwandte in England, dass ihre Tochter mit einem Kindertransport nach England kam, was ihr das Überleben sicherte. Die Eltern Recha und Alex Kirschberg wurden im Ghetto von Minsk ermordet. Von England wanderte Claire Zweig später in die USA aus, wo sie ihren Ehemann Arnold Zweig kennenlernte, der letztes Jahr verstarb. Es sei wichtig, dass an ihres und andere Schicksale erinnert werde, „doch es ist schmerzhaft“, sagt sie. Die jungen Leute sollten wissen, was damals passiert ist, „damit so etwas nie wieder passieren kann“, sagte sie und bekam Applaus.

Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz (CDU) begrüßte Claire Zweig mit den Worten: „Mit Ihrer Anwesenheit reichen Sie uns die Hand zur Versöhnung“. „Für mich als gebürtigen Burg-Gräfenröder ist es etwas Besonderes, Heimatgeschichte aus erster Hand zu erfahren“, sagte Bürgermeister Guido Rahn (CDU). „Ich habe alte Freundschaften wieder aufgenommen. Das ist meine Heimat“, meinte Claire Zweig. Die Besucher verabschiedeten sich von ihr stehend mit lang anhaltendem Applaus.

Weitere Informationen unter www.stolpersteine-in-karben.de