Karben. „Die Architektur hier ist unterdurchschnittlich.“ Eine trockene Bewertung kam vom Frankfurter Star-Architekten Jo Franzke über Karbens Stadt-„Zentrum“, als er es im vergangenen Sommer für die FNP kritisch unter die Lupe nahm. Dass Karben als Stadt noch recht gesichtslos daherkommt – ein Geheimnis ist das nicht. Franzkes kritische Einschätzung feuerte die Debatte neu an. Und in diese Debatte mischen sich viele Bürger ein, einer davon vom Fach: Karl Kasper (68), Architekt aus Okarben. Er sieht die Ideen, die in Sachen Stadtzentrum aus dem Rathaus kommen, kritisch.
„Leider werden die großen Zusammenhänge nicht gesehen“, seufzt Kasper. In der Zeitung hat er verfolgt, wie sich Bürgermeister Guido Rahn (CDU) das Gestalten des „Zentrums“ zwischen Rathaus und dem Selzerbrunnen Center vorstellt. Besonders an zwei Stellen, findet Kasper, plane die Stadt in die falsche Richtung. So sieht er die U-förmige Bebauung samt Rewe-Markt und Straßencafé auf dem Grundstück hinter dem Subway an der Luisenthaler Straße als falsch an. „Das wird eine tote Ecke, dort geht doch niemand hin.“
Ähnliche Befürchtungen hat er für den von Rahn vorgeschlagenen Marktplatz auf dem nördlichen Teil des heutigen Rathaus-Parkplatzes. „Das ist ein totgeborenes Kind“, kritisiert Kasper. Denn auch dort, befürchtet er, werde sich niemand aufhalten wollen.
Karl Kasper ist jedoch ein Mann der Tat. In Finnland, Japan, der Schweiz hat er gearbeitet, lernte Alvar Aalto kennen, plante mit Albert Speer junior das DGZ-Hochhaus in Frankfurt, errichtete als freiberuflicher Architekt Wohnhäuser in Bergen-Enkheim, Niederdorfelden oder Schwanheim. Kaspar zeichnete seine Vision des Stadtzentrums: Als Boulevard für Fußgänger, der Rathaus und Selzerbrunnen Center miteinander verbindet. Ein- und zweistöckige Pavillons stellt er zwischen den – teils mit Glas überdachten – Flanier-Fußweg und die Bahnhofstraße. Die Pavillons will er aus Naturstein und Glas in leichter Bauweise errichten. Und sie müsse leicht veränderbar sein, damit sie sich wechselnden Notwendigkeiten des Einzelhandels anpasse. So können 15 bis 25 weitere Geschäfte entstehen.
Das Areal rund um das Subway-Restaurant bindet er ebenso ein wie das City-Center. „Das muss man alles als Rückgrat der Stadt zusammenfassen.“ Den Rathausplatz will der Okarbener im südlichen Teil zum Marktplatz gestalten. „Dort müssen Aktivitäten stattfinden, Platzkonzerte und Open-Air-Kino“, sagt Kasper. Parken sollen die Autos an der Luisenthaler Straße und in einer Tiefgarage. Kosten alles in allem: 15 bis 16 Millionen Euro.
Schon zum Jahreswechsel reichte Kasper seinen Vorschlag im Rathaus ein. Die Stadt dürfe „sich nicht den Investoren ausliefern“, warnt der Architekt. Diese müssten zwar ihr Geld verdienen können. „Aber die Stadt muss ihre Vorgaben machen, damit sie ihr Gesicht erhalten kann.“ (den)