Bad Vilbel. Für Bernd Matheis bereitet der Besuch der Bad Vilbeler Friedhöfe ein entspanntes Arbeiten. Der Dekra-Experte und seine drei Kollegen haben sich vorgenommen, bis Ende dieser Woche sämtliche Bad Vilbeler Friedhöfe und auch die Gedenksteine der Stadt auf deren Standfestigkeit zu überprüfen.
Das sind immerhin 2900 Steine, welche die Prüfer jeweils zu zweit testen. Das Verfahren ist simpel: Matheis und sein Kollege Matthias Aschenbrenner drücken einen Kipptester an die Grabsteine, der bei 300 bis 500 Newton Druck – je nach Steingröße – einen Piepton abgibt. Das heißt, der Stein muss ein Gewicht von 30 bis 50 Kilo aushalten. Wenn dann noch nichts wackelt, ist alles in Ordnung.
Der Auftakt verlief positiv. Nach zwei Stunden hatten die Prüfer schon die ersten 200 Steine durch – bei lediglich einer geringfügigen Beanstandung, erläutert Matheis. Im vergangenen Jahr registrierte er in Bad Vilbel insgesamt 35 Beanstandungen. Alle Eigentümer der Grabstellen seien angeschrieben worden, auch ein Antwortschreiben für die Mängelbeseitigung durch die Steinmetze lag bei. Gravierende Schäden waren nicht darunter, doch könne sich immer wieder einmal etwas lösen, so Matheis. Der Boden könne sich senken, Frostschäden eintreten. Bei der Nachprüfung im vergangenen Oktober seien dann alle Schäden beseitigt worden. Wenn die Grabsteine erst einmal lose sind, helfe Nachbessern mit Silikon oder Gips nicht weiter, betont Matheis. Da bleibe nichts anderes übrig als der Abbau der mangelhaften Befestigung. Es müsse ein neues Fundament angelegt werden und ein Sockel, der mit dem Stein neu verdübelt werden müsse.
Dass die Prüfung nicht bloß reine Bürokratie ist, belegt Matheis an einem Beispiel aus Aschaffenburg: vor einigen Jahren sei dort ein Grabstein umgekippt und habe eine Seniorin eingequetscht. Die Grabsteine haben es in sich. Bereits die marmornen Grabtafeln in Buchform wögen immerhin 50 bis 200 Kilo, die Grabsteine selbst 600 bis 700 Kilogramm, erläutert der Prüfer.
Die noch vor 2005 festgestellten gravierenden Schäden seien weitestgehend auf die Arbeit eines Steinmetzen zurückzuführen gewesen, der damals Friedhofsverbot erhielt und längst sein Gewerbe aufgegeben habe, berichtet Friedhofsverwalterin Susanne Förster. Ordentlich gesetzte Steine sollten dauerhaft standfest sein, schließlich gebe es Familiengräber mit 50 bis 60 Jahren Nutzungsdauer. Matheis betont, „die Bad Vilbeler Steinmetze leisten inzwischen gute Arbeit.“Eine Folge davon ist, dass das Interesse an den öffentlichen Prüfungen deutlich nachgelassen hat. Seien es zu Beginn 2005 noch etwa 50 Personen gewesen, die sich die Prüfungen angeschaut hätten, so sind es jetzt nur noch vereinzelte Interessenten. Ein, zwei pro Jahr. Manche wollen auch vor ihrem Urlaub noch wissen, ob mit den Grabsteinen alles in Ordnung ist.
Nach Matheis’ Erfahrung liegt die Mängelquote in Bad Vilbel jetzt im Durchschnitt vergleichbarer Friedhöfe, wo es auch 20 bis 30 Reklamationen jährlich gebe. Falls Steine umzustürzen drohen, sichert Matheis sie mit einem für die Dekra entwickelten und vom TÜV geprüften Stützkorsett. Es bietet eine Alternative zum Umlegen von Grabmalen, die eine Gefährdung darstellen, oder zur Absperrung mit Flatterband. Diese Verfahren sorgten in Bad Vilbel, als Friedhofsmitarbeiter noch „Rüttelprüfungen“ per Hand machten, für große Aufregung bei den Friedhofsbesuchern.
Informationen über die Prüftermine bei der Friedhofsverwaltung, Tel. (0 61 01) 12 85 77.