Bad Vilbel/Karben. Das Fest bei strahlendem Sonnenschein fand nicht zufällig in Bad Vilbel statt. Dort, in der Gaststätte „Zum kühlen Grunde“ ist am 21. März eine Kolonne der Arbeiter-Samariter gegründet worden. Ebenso in Bad Vilbel ist der ASB nach dem Verbot in der Nazizeit wieder auferstanden. Seit 1989 ist er in Karben beheimatet, „weil in Bad Vilbel kein geeignetes Grundstück für einen Neubau gefunden wurde“, so formulierte es der Vorsitzende des Regionalverbandes Mittelhessen Rolf Pulst in seiner Festrede.
So war es vielleicht nicht selbstverständlich, dass als Ort der Jubiläumsveranstaltung Bad Vilbel gewählt wurde. Das sagte Bürgermeister Thomas Stöhr in seinem Grußwort. Er dankte dem ASB, dass er sich auf seine Wurzeln besonnen habe. Die Lettern ASB buchstabierte Stöhr mit „Aktuell, Sozial und Bereicherung“ und überreichte einen Scheck als „Kostendämpfungsbeitrag“. Das Geld wird für die Jugendarbeit und Fortbildung genutzt. Der Historiker Erhard Bus, der die Geschichte des ASB aufarbeitet, ging in seiner Festrede bis auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als „sozialistische Gruppen das gesamte Leben der Arbeiterschaft erfassten“.
In Vilbel errangen Sozialdemokraten schon 1904 die Mehrheit im Kommunalparlament, und so war es nur logisch, dass aus dem Arbeitermilieu der 5500-Einwohnerstadt Vilbel sich 1921 ArbeiterSamariter gründeten.
Die Gruppe half bei Unfällen, transportierte Kranke und wurde auch zu Bränden gerufen. Im Juni 1933 identifizierte der nationalsozialistische Staatskommissar für das Polizeiwesen in Hessen den ASB Hessen als „marxistische Organisation, in der ohne geeignete Überwachung staatsfeindliche Bestrebungen zu befürchten sind“. Ob der ASB dann unter Nazi-Vorzeichen weitergeführt wurde, bedarf laut Bus noch der Recherche.
Erst 1967 erwachten die Arbeitersamariter zu neuem Leben. Im Elternhaus von Werner Martini in der Friedberger Straße nahe der Sprudel-Apotheke bezogen „einige wenige junge Idealisten“ (Bus) einen 15 Quadratmeter großen Raum, der für Unterricht und als Depot für Akten, Material und Gerät herhalten musste. Als Frankfurter Untergliederung bekam man einen Krankenwagen geschenkt, schob Wochenendbereitschaft und fuhr das Auto zu Schrott. Die Frankfurter Feuerwehr half mit einem neuen Auto. 1970 schließlich gründete sich ein Ortsverband Wetterau.
Seit 2009 ist der Wetterauer ASB Teil des Regionalverbandes Mittelhessen und den Kinderschuhen längst entwachsen. Vorsitzender Pulst betont: „Wir sind durch die Qualität unserer Arbeit zu einem verlässlichen Partner der Kommunen und Kreise geworden und sind Hilfsorganisation, Wohlfahrtsverband und Sozialdienstleister in ihrer Nähe und helfen hier und jetzt“.
Keine Jubiläumsfeier ohne Ehrungen: Peter Straub, seit 40 Jahren ASB-Mitglied und anfangs aktiver Sanitäter, bekam vom Vorsitzenden des Regionalverbandes Mittelhessen, Rolf Pulst, die goldene Ehrennadel und Johannes Fellner für 25-jährige Mitgliedschaft und hauptamtliche Tätigkeit im sozialen Dienst die silberne Ehrenmedaille.