Veröffentlicht am

Bald zehn Windräder?-Karbener Windpark soll auf Frankfurter Gebiet um vier Anlagen wachsen

Karben. Hier oben, wo die Ortsgrenzen von Karben, Frankfurt, Bad Vilbel und Bad Homburg zusammenlaufen, hier bläst der Wind oft kräftig, wenn unten in den Orten nur ein laues Lüftchen zu spüren ist. Zwei Windräder hat Projektentwickler Arie Bakker aus Lich hier oben vor zwei Jahren gebaut. Und mit der Investition sei er „sehr zufrieden“. Denn die Windausbeute sei hervorragend.

Den Erfolg seines Projekts will Bakker nun wiederholen: Er will den Windpark nächstes Jahr um weitere vier Windräder erweitern. Errichtet werden sollen sie aber auf dem direkt daneben liegenden Gebiet der Stadt Frankfurt. Dort hat Bakker bereits eine Anfrage im Rathaus gestartet. „Die Vorplanung ist fertig“, berichtet er.

Derzeit bereite er die Vorstellung des Projekts vor. Die vier neuen Windmühlen sollen baugleich sein mit den beiden zuletzt errichteten. Mit je drei Megawatt Leistung pro Jahr erzeugt jede von ihnen genug Energie, um 700 Privathaushalte zu versorgen.

Bereits seit einigen Wochen scheint in Karben außerdem klar, dass die Stadt dem Windradbauer Enercon aus Aurich wohl den Bau von zwei weiteren Mühlen zugestehen will – um einer millionenteuren Klage zu entgehen, weil die Stadt vor Jahren ein Baugesuch von Enercon laut Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu Unrecht abgelehnt hatte. (Wir berichteten.)

Nimmt man alle sechs geplanten Anlagen zusammen, könnten somit in Karbens südwestlichstem Gemarkungszipfel in den kommenden Jahren deutlich mehr als 15 Millionen Euro für die erneuerbare Energie investiert werden. Die Nachricht freut Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU). „Tendenziell stehe ich dem ja sowieso offen gegenüber.“ Doch sei es besonders sinnvoll, an einem bewiesenermaßen ertragreichen Standort weitere Anlagen zu errichten. „Das tut dem Landschaftsbild gut. Es ist doch besser, eine Konzentrationsfläche zu haben, als jeden Kilometer ein Rad aufzustellen.“

Stadtoberhaupt Rahn geht sogar noch einen Schritt weiter: Er spielt mit dem Gedanken, ob die Karbener Stadtwerke nicht in das neue Wind-Projekt einsteigen. „Es scheint ja ein lukratives Geschäft zu sein“, schätzt Rahn. „Deshalb bin ich da hinterher, dass sich dann auch die Kommune engagiert, damit auch die Allgemeinheit etwas davon hat.“

Die Karbener könnten damit gute Chancen haben. Denn bislang hat Investor Bakker noch keine Gespräche mit Investoren geführt.

Das will er noch machen: Auch die beiden zuletzt gebauten Windräder wurden von fünf Investoren gemeinsam finanziert. Pro Rad sind nämlich 2,8 bis 2,9 Millionen Euro nötig.

Im Römer steht man Bakker offen gegenüber. Mark Gellert, Sprecher von Stadtplanungsdezernent Edwin Schwarz (CDU), sagt: „Das Projekt ist nicht ausgeschlossen.“ Ein wenig Skepsis gibt es allerdings im Frankfurter Stadtteil Nieder-Erlenbach. Die Mitglieder des dortigen Ortsbeirats lehnen das Vorhaben zwar nicht grundlegend ab. FW-Ortsbeirätin Katharina von Beckh vermutet, dass es für die Anlagen zu wenig Wind geben könne. Deshalb will sich das Ortsgremium nun zunächst nun das Gesamtkonzept der Frankfurter Windenergie-Planung erläutern lassen.

Das Argument fehlenden Windes, sagt Bakker, könne er leicht mit den Zahlen aus dem laufenden Betrieb widerlegen. Dafür müsse man sich nicht einmal auf die stets windige Kastanienhöhe stellen. „Die Karbener Anlagen“, erklärt Bakker, „sind mit welchen im Vogelsberg vergleichbar.“ (den/sem)