Karben. Der SPD-Ortsverein Karben hatte seine Mitglieder am Dienstag zur außerordentlichen Jahreshauptversammlung in die Gaststätte „Bei Anna“ nach Groß-Karben eingeladen. Dabei sollten in einem nichtöffentlichen Teil das neue Magistratsmitglied und die Delegierten für die Unterbezirkskonferenz der SPD Wetterau gewählt werden.
Während von den meisten Rednern übereinstimmend ein Neuanfang – und zwar inhaltlich wie auch personell – gefordert wurde, fiel die Ursachenanalyse jedoch recht unterschiedlich aus. So machte beispielsweise Altbürgermeister Detlev Engel das Versagen der Karbener SPD, die Bürger mit den richtigen Themen mit ins Boot genommen zu haben, für dieses Wahldebakel verantwortlich. „Wir haben Sprücheklopfern das Spielfeld überlassen und zu wenig Selbstbewusstsein gezeigt“, warf Engel seinen Parteifreunden vor.Die SPD habe es versäumt, entstandene Missverständnisse rechtzeitig aufzuklären. Beispielsweise beim Thema „Stadtpark“. Hier sei von Anfang an nur ein Grünzug gemeint gewesen, während die Koalition sich bei ihren Vorstellungen „an den Geschäftsinteressen der Hessischen Landgesellschaft (HLG)“ orientiere. Dieses sei während des Wahlkampfes so nie thematisiert worden. Deshalb dürfe es kein „Weiter so“ innerhalb der Karbener SPD geben. Mit seinem Verzicht auf alle politischen Mandate innerhalb der Stadtpolitik setzte Engel gleich noch ein Zeichen.
Auch Jochen Schmitt, der ehemalige hauptamtliche Stadtrat und einer der drei Spitzenkandidaten, verzichtete nach drei Wahlniederlagen auf ein zukünftiges Spitzenamt in der Karbener SPD. Er sah als Ursache für die Wahlniederlage die Tatsache, dass sich die Partei zu sehr mit sich selbst beschäftigt habe.
Klartext und offene Kritik äußerte der Petterweiler Hermann Reuter. Es seien vor allem die Altlasten gewesen, die die Bürger der SPD anlasteten. Und dazu zählte Reuter die Beschäftigung von drei hauptamtlichen Magistratsmitgliedern im Rathaus, den falschen Umgang mit den Defiziten beim städtischen Pflegedienst und die Unfähigkeit, ausstehende Steuerschulden einzutreiben.
Dazu sei das offensichtlich falsche Wahlkampfmotto der SPD gekommen: „Karben – gerecht“ habe die Bürger nicht angesprochen.
Allein der wiedergewählte Fraktionsvorsitzende Thomas Görlich wollte von einem inhaltlich neuen Anfang in seiner Rede nichts wissen.
Im nichtöffentlichen Teil wählten die SPD-Mitglieder den 45-jährigen Mathias Flor, Okarbens langjährigen Ortsvorsteher, als Nachfolger für die beiden bisherigen ehrenamtlichen Magistratsmitglieder der SPD, die 66-jährige Regina König-Amann und den 68-jährigen Adolf Koch. (jwn)