Karben. Ein Stadtpark zum Nulltarif, diverse Kreisverkehre vom Land finanziert, Fruchtsaft-Direktleitungen von Rapp’s Kelterei unmittelbar in die Festzelte – es war kräftig übertrieben, was die FNP ihren Lesern am 1. April als Falschmeldung unterjubelte, dass Bürgermeister Rahn den Hessentag 2015 nach Karben geholt habe.
Nun aber könnte der Scherz doch zur Realität werden. Rahn und sein Bad Vilbeler Amtskollege Thomas Stöhr wollen die Idee „ernsthaft prüfen“. Erstmals könnte es einen interkommunalen Hessentag geben. „Es haben mich sehr viele Menschen darauf angesprochen und bedauert, dass es nur ein Aprilscherz war“, berichtet Guido Rahn. „Wie positiv das gesehen wird, hat mich schon überrascht.“
Die Folge: Er denkt darüber nach, ob Karben sich wirklich fürs Ausrichten eines Hessentages beim Land bewerben sollte. „Das müssen wir mal durchspielen und kalkulieren, was uns das bringt“, sagt Rahn. Denn was Oberursel aktuell auf die Beine stelle, „das ist doch schon toll für eine Stadt“.
Vor allem möchte der Bürgermeister, dass die Karbener den Hessentag nicht alleine stemmen, sondern gemeinsam mit Bad Vilbel. Am Rande eines dienstlichen Termins unterhielten sich beide Rathauschefs darüber. „Ich hielt das schon als Aprilscherz nicht für falsch“, sagt Thomas Stöhr und schmunzelt. Dass sich die Städte zusammentun, ihre Einwohner gemeinsam feiern und sich die Kommunen auch die Kosten teilen – „das wäre ideal“. Denn dass ein Hessentag ein Minus für eine Kommune bedeutet, sei in der Tat ein Risiko, räumt Stöhr ein.
Deshalb ist der bisherige Karbener SPD-Fraktionschef Thomas Görlich auch wenig begeistert. „Über einen Hessentag können wir reden, wenn Guido Rahn ein schlüssiges Finanzierungskonzept vorlegt, dass mindestens auf Null aufgeht.“ Das aber habe bislang noch kein Hessentag geschafft. Auch dürfe man nicht die vom Land bezahlte, zusätzliche Infrastruktur gegenrechnen, fordert Görlich. „Man kann das nicht machen, wenn man der SPD nach 40 Jahren Investitionen in die Infrastruktur der Stadt heute ständig den hohen Schuldenberg vorwirft.“
Für Diskussionen über Kosten sei es noch viel zu früh, hält der Vorsitzende des Karbener Gewerbevereins, Mike Barowski, dagegen. „Alles, was Leben nach Karben bringt und die Stadt über ihre Grenzen hinaus positiv bekannt macht, ist gut.“ Deshalb sei ein Hessentag für die südliche Wetterau „grundsätzlich eine gute Idee“. Ob das bezahlbar sei, müsse sich in der Planung zeigen.
Die beiden Bürgermeister sehen das ähnlich. „Man darf das nicht allein von den Beträgen abhängig machen, die man dort erwirtschaftet“, findet Rahn. Natürlich müsse man gegenrechnen, wenn das Land bei Investitionen helfe, die die Städte sonst alleine zu schultern gar nicht in der Lage wären. „Wenn man das gut plant, wäre auch eine kurzfristige Belastung des Haushaltes denkbar.“ Dabei müssten die Kommunen allerdings darauf achten, dass die Investitionen einen dauerhaften Effekt haben, sagt Rahn. „Es darf nichts auf der Grünen Wiese entstehen, was danach niemand mehr braucht.“ In einem derart konkreten Stadium sei das Vorhaben aber noch lange nicht. „Das sind Gedankenspiele, die wir weiterspinnen wollen“, sagt Thomas Stöhr.
Ganz konkret bittet Guido Rahn Bürger und Vereine um konkrete Vorschläge. Sie sollten ihre Meinung kundtun. Dafür stellt die FNP kurzfristig die E-Mail-Adresse hessentagkarben@web.de zur Verfügung. Sei die Resonanz positiv, wolle er eine Arbeitsgruppe mit den Bürgern ins Leben rufen, die erste Ideen schmieden könne, kündigt Rahn an. „So etwas ist nur realisierbar, wenn die Menschen das wollen.“ (den)