In einer befreundeten Familie ist jeden Freitag Putztag. Am Samstag wird vielerorts die Straße gekehrt – zumindest war dies lange gesellschaftlich so üblich.
Hätten Sie gedacht, dass auch die Bibel sehr viel vom Kehren redet? In aller Regel in leicht ergänzten Fassungen: be-kehren und um-kehren. Beides meint letztlich dasselbe: Wir sollen ab-kehren von falschen Wegen, um-kehren zu den guten Wegen, auf die Gott uns weist und uns auf diese Weise zu ihm be-kehren. Davon redet auch der für diesen Sonntag als Tagesspruch ausgeloste Bibelvers: „Bekehrt euch, so werdet ihr leben.“ Er steht beim Propheten Hesekiel aus dem alten Israel.
Dieser Ruf zur Umkehr und zur Bekehrung war die Hauptaufgabe der Propheten (und nicht die Weissagung der Zukunft, wie immer wieder fälschlich angenommen wird). Die Propheten wiesen auf die Missstände ihrer Zeit hin und riefen auf, diese so zu verändern, dass Gottes Traum einer besseren Welt besser zur Geltung kommt. Propheten sind also Mahner und Warner. Sie haben es nicht leicht, denn oft dauert es lange, bis die Menschen auf sie hören.
Aber genau das kennen wir ja gut von den Mahnern und Warnern unserer Zeit! Schon vor mehreren Jahrzehnten haben weitblickende Menschen im „Club of Rome“ einen anderen Umgang mit der Schöpfung und unter den Menschen angemahnt. Wirklich gehört wurden sie kaum. Als dann vor rund 25 Jahren die „Grünen“ auf wichtige ökologische Fragen hinwiesen, da fanden sie durchaus Beachtung, das wirklich große Umdenken aber blieb noch immer aus. Jetzt kommen Al Gore und die Vereinten Nationen als Propheten im 21. Jahrhundert und rufen zur Umkehr. Ob die Menschheit sie hören wird?
Kehren ist eine Aufgabe der Allgemeinheit. Aber da gibt es Wichtigeres als Bürgersteige und Wohnzimmer. Gott fordert uns auf, vor der eigenen Lebens-Haustür zu kehren, umzukehren und sich zu ihm zu bekehren. Das betrifft unsere alltäglichen Verhaltensweisen unseren Mitmenschen gegenüber, das betrifft unsere ganz persönliche Bewahrung der Schöpfung, das betrifft aber auch die wirklich großen Fragen der Menschheit. Gott mutet uns eine Abkehr von selbstsüchtigen Wegen zu – und er traut uns diese Umkehr zu. Wir können umkehren, noch…
Aber Gott (und die Propheten unserer Zeit) sind nicht nur Mahner mit erhobenem Zeigefinger. Ebenso wichtig ist die Verheißung. Hesekiel hat gesagt: „Bekehrt euch, so werdet ihr leben“. Gott verheißt Leben – und das nicht im Sinne dumpfen Dahinvegetierens, sondern Leben in der Fülle. Jede Umkehr bedeutet, gewohnte und lieb gewordene Pfade zu verlassen. Eine Bekehrung zu Gott hin verheißt aber auch , volles Leben neu geschenkt zu bekommen! Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen Pfarrer
Klaus Neumeier, Bad Vilbel