Die Wahl ist vorbei, das Ergebnis in der Brunnenstadt mehr als nur verwunderlich, misst man es an den Errungenschaften vor Ort, an der kommunalen Praxis und nicht an den stereotypen Reflexen von der Klagefront. Die CDU ist als Führungskraft arg gestolpert und wäre um ein Haar auf die Nase gefallen. Der Denkzettel müsste angekommen sein. Der Bürger will mitgenommen werden, am besten an der Hand, auch wenn er sich für die Zukunft seiner Stadt gelegentlich nur oberflächlich interessiert, wie man das mitunter verblüfft feststellen kann, wenn der „Wutbürger“ in ihm aufschreckt.
Die Partei, die seit Jahrzehnten diese Stadt vorangebracht hat, ist aber keineswegs am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt, auch wenn gewisse Ermüdungserscheinungen unübersehbar sind. Ihr stehen etliche politische Optionen offen, sie könnte mit der FDP, mit der SPD oder mit den Grünen regieren, doch die Liberalen dürften die bevorzugten Partner sein. Da sind die Schnittmengen am größten.
Fleißig haben vor allem CDU und SPD, mit Abstrichen auch die FDP, den Wahlkampf bestritten und versucht, mit lokalen Themen zu punkten. Abgesahnt haben hingegen die ziemlich wahlkampfträgen Grünen und die auf der kommunalpolitischen Bühne so gut wie inexistenten Freien Wähler. Das könnte dazu verleiten anzunehmen, dass sich die Zeiten geändert hätten: Wer sich rührt, der verliert!
Dem aber ist nicht so, die Fukushima-Katastrophe und die Atomkraftdiskussion haben diese Wahl heftig überlagert. Daraus stammt ein maßgeblicher Teil des Stimmenprofits der Grünen, hier wie anderswo. Die Freude und der Zugewinn an Stimmen seien ihnen gegönnt. Jetzt können sie zeigen, dass sie dieses Votum auch für Realpolitik verdienen. Die anderen werden begriffen haben, dass nicht alle Retourkutschen in der Politik nach korrektem Fahrplan verkehren. Hoffentlich tritt die CDU, die zurzeit am Generationenwechsel laboriert, nicht auf die Bremse oder gar in einen „Machthungerstreik“.
Horst Samson