Nidderau. Sprachlos sei er, sagte Sonntagabend Karl-Heinz Herr. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Nidderau fand die Sprache dann aber doch schnell wieder: „Wir haben sehr klare Vorstellungen“, kommentierte er den Stimmenzuwachs auf nun rund 20 Prozent. Keine neuen Gewerbegebiete, kein Baugebiet jenseits der B 521 in Eichen, der Verkauf der Ostheimer Hofreite – all diese grünen Ziele scheinen mit dem satten Stimmenplus von mehr als zehn Prozent ein deutliches Stück nähergerückt. „Wir sind gespannt, wie die anderen Parteien jetzt auf uns zukommen“, so Herr.
Der Partei, der dieses Zugehen nach den Regeln nun obliegt, ist die SPD: Sie stellt erneut die stärkste Fraktion, wenn auch um einige Prozentpunkte geschwächt. „Wir sind glimpflich davongekommen“, sagt Parteichef Rembert Huneke. Die SPD sei immerhin in allen Stadtteilen stärkste Kraft. Als Koalitionspartner kämen „alle Parteien“ in Frage. Huneke betonte aber auch: „Es gibt bei allen Parteien Aspekte, die der SPD sehr schwer fallen würden.“ Will heißen: Wechselnde Mehrheiten sind in Nidderau auch für die nächsten fünf Jahre denkbar.
Das sieht auch die CDU so: „Wir müssen sehen, was man uns anbietet“, meinte Parteichef Bernd Zeller. Für Schwarz-Grün wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht reichen; die CDU hat um die sechs Prozentpunkte eingebüßt. Trotzdem sagt Zeller: „Wir sind eigentlich ganz gut weggekommen.“ Die Bundespolitik zur Kernkraft habe der Partei vor Ort einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Schöneck. Nach der Wahl bleibt die Situation in Schöneck vermutlich gleich: Es sieht danach aus, dass die rot-grüne Koalition bestehen bleibt. SPD und Grüne haben bereits für den 5. April ein erstes Verhandlungstreffen vereinbart. „Die Zusammenarbeit war in den vergangenen Jahren gut“, erklärt SPD-Fraktionschef Walter Rauch. Das sehen auch die Grünen so. Doch auch ihnen verleihen über 20 Prozent der Wählerstimmen ein ordentliches Selbstbewusstsein: „Es müssen noch ein paar mehr unserer Vorstellungen realisiert werden“, so der stellvertretende Fraktionschef Peter Zittier.
Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) hat aus dem Stand rund zehn Prozent der Stimmen und damit drei oder vier Sitze geholt. „Einfach super“, kommentierte der stellvertretende Vorsitzende Matthias Geisler. Da mag CDU-Fraktionschef Konrad Jung nicht widersprechen: „Die freien Wähler sind für viele attraktiver als die Parteien, das ist ein Hessentrend.“
Niederdorfelden. Auch in Niederdorfelden haben sich die Grünen verbessert – allerdings „nur“ um rund drei Prozentpunkte. „Wir hatten unseren Durchmarsch schon 2006“, sagte Bürgermeister Matthias Zach. Dass seine Partei jetzt wieder über 20 Prozent liegt, wertet er auch als „Bestätigung unserer und nicht zuletzt auch meiner Arbeit in den vergangenen Jahren“. Ob es jetzt eine Koalition mit der SPD gibt? „Wir werden das erörtern“, gab sich Zach bedeckt.
SPD-Chef Carsten Frey ließ am Sonntag ebenfalls alles offen. Seine Partei ist nach wie vor stärkste Kraft im Ort, hat sogar leicht zugelegt. Von Wahlzielen mochte auch Brunhilde Steul nicht reden. „Mir wäre ein anderes Ergebnis sicher lieber gewesen“, gab die CDU-Vorsitzende zu. Ihre Partei hat einen Sitz verloren, ist jetzt mit den Grünen mit vier Sitzen gleichauf. Woran lag’s? „Das hat mit lokaler Politik nichts zu tun, sondern ist wohl ein Bundestrend.“ (zlp)