Schöneck. Erwin Schmidt hat sich gut auf seine Rede vorbereitet. Elf Seiten füllen seine Gedanken zum Gemeindejubiläum. Und dabei geht es nur um die ganz großen Ereignisse und um so manche Anekdote, die er in seiner langen Zeit als Rathauschef erlebt hat.
Wenn sich einer in Schönecks Geschichte auskennt, dann ist es wohl Erwin Schmidt. Von der Geburtsstunde der Kommune bis zum Jahr 2001 war er Bürgermeister. „Ich habe in diesen drei Jahrzehnten bestimmt drei Viertel der Bevölkerung kennengelernt“, sagt der Sozialdemokrat.
Schönecks Bevölkerung, das sind heute rund 12 000 Menschen – damit ist die Gemeinde seit ihrer Gründung um 2 000 Einwohner gewachsen. Die meisten von ihnen, rund 6 500, leben in Kilianstädten, Büdesheim hat etwa 3 200 Einwohner, und in Oberdorfelden wohnen rund 2 300 Leute. Dass sich diese drei Ortsteile als eine Gemeinde begreifen, hat allerdings einige Zeit gedauert: „Zwischen Büdesheim und Kilianstädten gab es von altersher erhebliche Animositäten“, erzählt Schmidt. Was es hingegen nicht gab, war eine Straße zwischen den beiden Dörfern. Wer von dem einen in den anderen Ortsteil wollte, musste über Niederdorfelden oder Nidderau fahren oder über Feldwege laufen. Spatenstich für die Verbindungsstraße, die heutige Uferstraße, war 1976.
Die Oberdorfeldener hingegen hatten zunächst gar nicht im Sinn, sich mit Büdesheim und Kilianstädten zusammenzutun. Sie wollte eigentlich mit Niederdorfelden und Gronau fusionieren – aber die Gronauer zogen schließlich das finanzstarke Bad Vilbel als Partner vor. Also nahmem die drei Bürgermeister Fritz Lenz (Kilianstädten), Wolfgang Kloss (Büdesheim) und Helmut Thrum (Oberdorfelden) die Gespräche auf, beriefen einen Fusionsausschuss und schafften es, dass alle drei Gemeindeparlamente für den Zusammenschluss stimmten.
„Das geschah absolut freiwillig und nicht wie bei der späteren Gebietsreform unter Zwang“, betont Schmidt. Die Anforderungen an die Verwaltung seien immer größer geworden, etwa bei der Organisation der Kinderbetreuung. „Das konnte man als größere Gemeinde besser stemmen.“
In der Silvesternacht des Jahres 1970 verkündet ein großes Feuerwerk den Kilianstädtern, Büdesheimern und Oberdorfeldenern, dass sie ab jetzt alle Schönecker sind. Der Name für die neue Gemeinde hat nichts mit alten Gemarkungs-Bezeichnungen zu tun, sondern ist eine reine Kunstschöpfung. Bürger hatten ihn bei einer Befragung vorgeschlagen.
Eines der größten Projekte, das die Verantwortlichen in der neuen Gemeinde anpacken, ist die Gestaltung eines neuen Zentrums. Das sollte zunächst in der geografischen Mitte Schönecks an den Nidderauen zwischen den Ortsteilen entstehen. Auch ein künstlicher See war dort geplant.
Doch dann kommt alles ganz anders: In einem Ideenwettbewerb schlagen Planer 1979 vor, kein künstliches Zentrum zu schaffen, sondern Rathaus, Bürgerhaus, Supermarkt und Schule auf die Ortsteile zu verteilen. Also wird das Rathaus in Kilianstädten ausgebaut, Oberdorfelden erhält einen Supermarkt und eine Mehrzweckhalle, und in Büdesheim entsteht 1988 das Bürgerhaus.
„Bei den Bürgern und bei vielen Kommunalpolitikern war das Umdenken ein schwieriger Prozess. Heute wissen wir aber, dass es die richtige Entscheidung war“, sagt Erwin Schmidt.
Richtig war seiner Meinung nach auch die Entscheidung für die Fusion. Mehr noch: Der ehemalige Bürgermeister glaubt, dass auch ein weiterer Schritt nötig ist – die Zusammenarbeit zwischen Kommunen. So betreibe Schöneck etwa jetzt schon eine gemeinsame Kläranlage mit Niederdorfelden oder stelle mit Nidderau ein Kulturprogramm auf die Beine. (zlp)