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Ohne Brücken kein Tunnel-Arbeit an Fußgängerunterführung des Nordbahnhofs kommen voran – Kosten: 7,5 Mio.

Bad Vilbel. Es wird eng auf den S-Bahnsteigen am Bahnhof Bad Vilbel, wie der Nordbahnhof amtlich heißt. Die weiße Linie, mit der um Abstand zu vorbeirauschenden Zügen gebeten wird, ist verblasst und soll bald nachgezogen werden, verspricht Michael Möll von der Bahntochter DB Projektbau, die die Bauarbeiten kontrolliert.

Bauherr ist jedoch die Stadt, die sie von der Bahn übernommen hatte, weil „die Bahn aufgrund von Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss in Teilbereichen des viergleisigen Ausbaus nicht früh genug mit der Umsetzung der Fußgängerunterführung beginnen konnte“, erläutert Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU).

Das 7,5-Millionen-Euro-Projekt nimmt hinter den Bahnsteigen Richtung Quellenpark Gestalt an. Dort ist eine Baustraße geschottert worden. Bevor die Bauarbeiter loslegten, wurde noch probegebohrt, um sicher zu sein, die richtige Lage einer noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Fernwasserleitung zu ermitteln, die Vogelsberger Wasser nach Frankfurt leitet, so Bauamtsleiter Erik Schächer. Deutlich zu erkennen ist, wo der künftige Tunnel in den Quellenpark mündet. Das Bauwerk entsteht 37 Meter versetzt neben dem jetzigen Tunnel.

Es wird auch kürzer: 58 statt 72 Meter, weil auf der Ostseite des Bahnhofs das nicht mehr in Betrieb befindliche Gleisfeld nicht mehr untertunnelt wird. Stattdessen gibt es eine Rampe und eine Treppe. Neben den zwei bestehenden wird auch der noch zu bauende neue S-Bahnsteig mit Treppen und Aufzügen erschlossen. Die alten Bahnsteigdächer werden modernen Konstruktionen am neuen Durchgang Platz machen.

Der neue Tunnel wird sechs statt vier Meter breit sein und statt 2,40 Meter drei Meter hoch. Und er bleibt städtisches Eigentum – weshalb dort auch künftig die Graffiti-Werbung für die Burgfestspiele Platz finden wird. Der alte Tunnel soll zugeschüttet werden.

Dort, wo neben dem aus 1907 stammenden Bahnhofsgebäude jetzt Bau-Container stehen, soll künftig Platz für ein Servicegebäude der Bahn freigehalten werden, so Stöhr. Der Bahnhof steht nicht ganz leer. Zwei Wohnungen gibt es im Obergeschoss, unten hat ein Zahnarzt ein Lager.

Bis zur Eröffnung des Tunnels gibt es noch viel zu tun. Ins Auge fällt die sechzig Tonnen schwere Vibrationsramme der Sächsischen Bau GmbH aus Dresden. Durch deren schwingende Bewegung werde der Boden „flüssig“ gemacht, erklärt Bahn-Mann Möll. Damit soll der Einbau von 14 Meter langen Spunddielen für die Baugrube vorbereitet werden. Das geht nur während der Sperrpausen im Bahnbetrieb. Vergangene Woche wurde ein Gleis für 56 Stunden gesperrt.

Dabei arbeitet die Bahn im Zwei-Wochen-Rhythmus. Jeweils an einem Wochenende werden Hilfsbrücken gebaut, am darauffolgenden die Spundbohlen verlegt. Auch am kommenden Wochenende wird zwischen Samstag, 19 Uhr, und Montag, 4.30 Uhr, daran gearbeitet.

Die Bauarbeiten gliedern sich in drei Abschnitte. Anfang Mai soll der Verbau für die Baugrube stehen, so Möll. Dann erfolge der Erdaushub, im Juni sollen Betonarbeiten beginnen. Bis Ende Februar 2012 soll die Unterführung bis zu den Bahnsteigen 1 und 2 fertig sein. Bis Ende April 2012 soll der Tunnel das geplante neue S-Bahn-Gleis erreichen und der Zugang über eine Treppe von Osten her möglich sein. Schließlich sollen bis Ende November 2012 die alte Unterführung und die alten Bahnsteigdächer rückgebaut werden.