Bad Vilbel. Die Grünen sparten bei der Vorlage ihres Wahlprogrammes nicht mit Kritik. In Bad Vilbel fehle eine geschlossene Stadtentwicklung. Auch ein Entwicklungskonzept für die Stadtteile fehle – so gebe es im Sommer 500 bis 800 Radler am neu angelegten Niddaradweg – ohne dass für Fußgänger und Radler Platz geschaffen werde.
„Das Hauptthema sind die Finanzen“, betonte Fraktionsvorsitzende Hannelore Rabl. Sie zitierte das Zahlenwerk „Monitoring für den Wetteraukreis 2010“, wonach die Brunnenstadt mit 66,5 Millionen Euro „mit Abstand die höchsten Schulden“ habe – 2104 Euro pro Bürger. Bad Vilbel sei eine arme Stadt, und zwar wegen des Geldes, das im Quellenpark gebunden sei. Jährlich müssten allein fünf Millionen Euro für Schuldentilgung aufgewendet werden. Es gebe hohe Büro-Leerstände in Frankfurt und Eschborn, seit 1998 seien nur acht Prozent der Fläche verkauft worden – „im Wesentlichen Auslagerungen von Vilbeler Unternehmen“. Deshalb sollte statt Gewerberaum Wohnraum vermarktet – und der Rest im östlichen Teil als Landschaftspark gestaltet werden. Könne man mit Gewerbe 256 Euro pro Quadratmeter erlösen, so seien es bei Wohnraum 500 Euro. Dazu komme stetige Einkommenssteuer statt ungewisser Gewerbesteuern, warb Rabl.
Mit erhöhten Einnahmen verbunden ist die zweite Forderung Rabls: eine verlässliche Betreuung auch für Schulkinder. Davon sei Bad Vilbel weit entfernt. Man habe zwar 50 neue Kindergartenplätze beschlossen – aber zugleich eine neue Erzieherinnenstelle nicht genehmigt.
Schlecht sei es um das innerstädtische Grün bestellt, monierte Umweltschützer Peter Paul. Das gipfele „im neuen City-Parkplatz“: „Da wurde eiskalt ausgenutzt, dass der südliche Teil des Kurparks nicht unter Naturschutz steht.“
Bei den erneuerbaren Energien sei ein „Totalausfall“ zu vermelden. Man lehne etwa im Gegensatz zu dem Karbener CDU-Bürgermeister Guido Rahn die Fotovoltaik ab.
Sorgen bereiteten auch manche Jugendliche. Es häuften sich Vandalismus und Belästigungen. Der Heilsberger Grüne Manfred Kissing sagte, sein 13-jähriger Sohn traue sich nicht mehr am Abenteuerspielplatz Berliner Straße vorbei aus Angst vor 16- bis 20-Jährigen, die sich dort träfen.
Die Grünen wollen für Jugendliche, die nicht über die Vereinsarbeit erreicht werden können, einen Streetworker einstellen. Er solle mit ihnen ihr Verhalten, Konsequenzen und Lösungsmöglichkeiten besprechen. So könne auch das Image der Jugend wieder verbessert werden. Rabl griff die FNP-Berichterstattung über den Vandalismus auf Toiletten des Büchner-Gymnasiums auf und wertete das als einen „Hilfeschrei“.