Karben. Anlieger Anton Eichinger versteht die Welt nicht mehr. „Ich will doch nur ungehindert aus meiner Einfahrt rein- und rauskommen“, sagt er. Zwei Wochen hat sich der Senior darüber gefreut, dass ein rot-weiß geringelter Pfosten die Zufahrt zu seiner Doppelgarage in der Lessingstraße markierte und das Zuparken verhinderte. Doch am Samstag war Ortstermin mit Bürgermeister Guido Rahn (CDU), der sich alles ansah und dann beschied: „Der Pfosten kann nicht bleiben“.
Ins Rollen gebracht haben das die Nachbarn von Eichinger, die mit Staunen und später mit wachsendem Unmut registrierten, dass erst ein Blumenkübel und dann ein Pfosten den fließenden und stehenden Verkehr auf der Straße behinderten. Aufgestellt hatte sie das Ordnungsamt der Stadt.
Der Pflanzkübel wurde schon nach drei Tagen wieder abtransportiert, weil sich die Anwohner beschwerten. Doch dafür kam der Pfosten – auf der Straße, knapp vor der Bürgersteigkante und vor einer Einfahrt. Für die Nachbarn hat die Pflanzkübel-Aktion des Ordnungsamtes das Fass zum Überlaufen gebracht.
Auf dem Ortstermin schlagen die Wogen der Empörung hoch. Deutlich spürbar ist der Unmut der etwa zwanzig versammelten Anwohner. Sie fühlen sich von Eichinger schikaniert, der wiederholt Nachbarn angezeigt oder fotografiert habe, weil sie seiner Meinung nach seine Einfahrt zuparkten.Doch vor allem verstehen sie nicht, warum er auf Kosten der Stadt seine Einfahrt markieren durfte. „Das geht nicht“, gibt ihnen Rahn recht und verspricht, dass der Pfosten wieder wegkomme.
Doch weitaus schwieriger ist es, eine Lösung für die Ursache des Nachbarschaftskonfliktes zu finden: das Parkplatzproblem. Die Straße ist eng und geparkt werden darf nur auf einer Seite. In den Reihenhäusern wohnen viele Familien – und entsprechend viele Autos stehen vor der Tür.
Rahn hört allen zu, lässt Anton Eichinger zu Wort kommen und die Anwohner. Doch sein Vorschlag, alle Parkplätze auf die andere Seite zu verlegen, ruft bei der Mehrheit keine Begeisterung hervor. Die einen befürchten, dass sie dann noch weniger Parkplätze haben als vorher. Die anderen sehen nicht ein, warum so ein Aufwand betrieben werden soll, nur weil ein Anwohner Probleme mit der Rangierfläche vor seiner Garage hat.
Doch auch sachliche Gründe sprechen nach Ansicht des Anwohners Dirk Otterbein dagegen. Die Feuerwehr habe schon vor Jahren erklärt, dass eine Verlegung der Parkplätze auf die andere Seite wegen der freizuhaltenden Hauszugänge nicht in Frage komme. „Ich werde das mit dem Ordnungsamt klären“, sagt Rahn abschließend und bietet eine weitere Option an: Eine weiße Strichmarkierung vor der umstrittenen Garageneinfahrt. Ob mit einer solchen Lösung Frieden in die Lessingstraße einzieht, wird sich zeigen. (ado)