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Schleenbäcker: Gigantischer Preiskampf tobt im Internet-Vom Internethandel zurück in die Bad Vilbeler Kernstadt

Bad Vilbel. Als Kleinelektro- und Spielwarenhändler Schleenbäcker 2008 in Bad Vilbel sein 50-jähriges Bestehen feierte, waren die Eisenwaren, einst ein Kernbestand, schon aus dem Keller verschwunden. Bis zu 25 Mitarbeiter packten Pakete für den Online-Shop „Buy and be happy“. 100 000 Kunden standen in den Listen.

Bis zu 350 Pakete am Tag gingen bis nach Dänemark und Holland, erinnert sich Juniorchef Thorsten Schleenbäcker. Doch im Juli 2009 war Schluss. „Der Preiskampf, der sich im Internet abspielt, ist gigantisch. Das kostet viel Energie, damit kann man im stationären Handel mehr erreichen.“

Vor rund zehn Jahren startete Schleenbäcker in der Gründerzeit des Online-Shoppings. Damals sei die Zahl der Mitbewerber noch überschaubar gewesen, zehn bis 15, heute seien es bis zu 70. Sich da durchzusetzen, das wurde immer schwieriger. Am Ende kapitulierte Schleenbäcker vor den neuen Realitäten im Netz. Seine Konsequenz: die Rückkehr zum Fachgeschäft. „Zeit für seine Kunden zu haben das ist das wichtigste Kriterium“, sagt Schleenbäcker heute. Beratung, kleine Events wie Koch- oder Back-Veranstaltungen, ein gutes Sortiment – damit konnte der Umsatz trotz der großen Konkurrenz im Umland sogar leicht gesteigert werden.

Doch wenn Mittwochnachmittags viele Läden in der Innenstadt zumachen, unter anderem alle beiden Juweliere, „dann leiden die anderen Geschäfte darunter“, kritisiert Schleenbäcker. „Das ist ein absolutes No-go, an einem Werktag zu schließen.“ Auch der Branchenmix verbessere sich nicht, wenn noch ein Kebab-Laden oder Mobilfunk-Shop öffne, meint er.

Eine „Flaniermeile“ sei die Frankfurter Straße nicht gerade, denn schon mitten am Tag sei oft überhaupt kein Kunde zu sehen, sagt Schleenbäcker. Dennoch sei Bad Vilbel als Einkaufsstadt gut aufgestellt – auch wenn die Idee mit dem Frequenzbringer „Neue Mitte“ um Jahre zu spät komme und die Geschäftsleute nicht über die Planungen auf dem Laufenden gehalten würden.

Die Ansiedlung des Möbelhauses Segmüller sieht er skeptisch: Nach drei Stunden Bummeln dort seien die Leute erschöpft und es zöge sie dann wohl kaum noch in die Innenstadt. (dd)