Karben. Land unter beim Kostümverleih der KSG 1920 Groß-Karben Weiberfastnacht. Über einen Meter war das Wasser in den Keller der Bahnhofstraße 39 geschwappt und hatte den größten Teil des Kostümfundus in eine schmierig-braune Brühe getaucht. „Wir konnten unseren Augen kaum glauben“, sagt Helga Wagner und zeigt auf die schlierige Spur an der ehemals weißen Wand. Zwei Tage nachdem die Feurwehr die flutenden Wassermassen abgezogen hat, ist das Ausmaß der Verwüstung erst richtig sichtbar.
Der typische Geruch nach feuchtem Zement wabert bis zum Eingang des Hauses. Noch Tage nach dem Nässeeinbruch sind die Böden mit einer Wasserschicht bedeckt. Dekorationsteile, Stofffetzen, Modeschmuck, Schuhe, durchsuppte Kartons und vollgesogene Stühle bieten ein Bild des Jammers.
Alle Schranktüren sind weit geöffnet, die Türfüllungen herausgebrochen. Gezackte Ränder, die wie Stacheln herausstehen, zeugen von brachialer Gewalteinwirkung. „Die Feuerwehr musste die Türen herausbrechen, sonst wären sie nicht in die Räume gekommen“, sagt Astrid Schröter, die mit Helga Wagner blaue Säcke zur Seite räumt. Die halbe Nacht hätten die Männer der Feuerwehr Wasser gepumpt. Dafür seien die Frauen dankbar.
Entdeckt wurde der Schaden vor einer Woche. Wie lange das Wasser schon im Keller war, wisse man aber nicht. Die Wohnungen seien an Polen vermietet, die zur Weihnachtszeit in ihrem Heimatland waren. Beim Zurückkommen habe die Heizung nicht funktioniert, so dass die Männer im Keller nachschauen wollten. „Da haben sie hüfthoch im Wasser gestanden“, sagt Helga Wagner.
Mit vereinten Kräften krempelten sechs Frauen die Ärmel hoch und machten sich nun ans Ausräumen. Waschbare Teile wurden ausgelagert und in Waschmaschinen gesteckt. In der angegliederten Werkstatt hängen nun die Kostüme, die wieder tragbar sind. Was sich nicht waschen und bügeln ließ, wanderte in den Müll. Die meisten Kleinteile sind hinüber: Hüte, Taschen, viele Schuhe, Tücher, Perücken und anderes schmückendes Beiwerk. Die Müllsäcke stapeln sich bis hoch zum Hauseingang. Und auch der schwarz bestrumpfte hölzerne Unterschenkel, der von einem Vortrag stammt, wandert in den Müll.
Im Fundus der Weiberfastnacht befinden sich ausgemusterte Teile der vergangenen Kampagnen. Bis er wieder voll ist, wird wohl einige Zeit vergehen. Ob der Verleih zukünftig in dem Keller bleibt, ist noch fraglich. In diesem Jahr geht der Verleih in der Werkstatt weiter. Die Frauen sind geschockt, doch lassen sich den Mut und Humor nicht nehmen. Fastnachtsweiber sind eben nicht nur in der Bütt stark.
Kostümverleih, Bahnhofstr. 39, dienstags und donnerstags von 18 – 20 Uhr