Bad Vilbel. Bei den Stiftern Ernst (91), Hildegard (85) und Andreas (46) Schaaf handelt es sich um Eltern und Sohn. Die Eltern sind gebürtige Frankfurter, kommen aus sehr sozial eingestellten Familien. Sie klären ihren Nachlass, um in Ruhe ihre letzten Jahre genießen zu können. Seit zehn Jahren beschäftigt sich Ernst Schaaf mit der Frage „Was muss ich tun, damit ich mein Leben sinnvoll beenden kann?“ Die Antwort fand er im berühmten Satz „Geben ist seliger, denn nehmen!“ im Neuen Testament (Paulus zitiert Jesus). Getreu dem Bibelwort sagte sich Ernst Schaaf: „Ich muss alles loslassen, obwohl ich an unserem Besitz hänge. Ich gebe nach und nach alles ab, ich lasse freiwillig los, so kann mir nichts genommen werden. Wer sich mit Gewalt gegen sein Ende aufbäumt, der hat es schwerer, Abschied zu nehmen.“ In seiner Frau Hildegard, mit der er im Juli Diamanthochzeit feierte, und seinem Sohn, der auf einen Großteil seines Erbes verzichtet, fand er zwei Gleichgesinnte.
Hildegard Schaaf, die 16 Jahre lang bei der Telefonseelsorge in Frankfurt arbeitete, fügt hinzu: „Wir wollen mit unserem Vermögen etwas Positives erreichen und unseren Nachlass selbst gestalten. Wir hatten in unserer Ehe eine schöne Zeit und haben uns gegenseitig Kraft für schwere Stunden gegeben.“ Nach Ansicht der Eltern Schaaf, die beide bei der Post in Frankfurt beschäftigt waren, muss das Leben gestaltet oder erlitten werden. „Ich habe gelernt, dass ich kein Weltverbesserer bin. Aber in dem Rahmen, den ich kannte, möchte ich die Welt in einem besseren Zustand verlassen als ich sie angetroffen habe“, sagt Ernst Schaaf.
Er hat sich viele Gedanken zum Thema der „Kunst des Sterbens“ gemacht, sich stets als Lehrling gesehen und ständig fortgebildet. Das Ehepaar besuchte viele Jahre lang die „Universität des dritten Lebensalters“. Ernst Schaaf nahm ab dem Jahr 2000 an Seminaren der Hospizgruppe der Nachbarschaftshilfe teil. „Er war einer unserer ersten Seminarteilnehmer. Nicht nur er hat etwas von uns erfahren. Seine Erfahrungen und Lebensweisheiten waren wegweisend für unsere Gruppe“, sagt Hannelore Lotz im Namen der Hospizgruppe.
Aus diesem Grund war es den beiden Senioren und ihrem Sohn ein besonderes Anliegen, mit ihrer Stiftung die Hospiz- und Palliativarbeit in Bad Vilbel zu fördern. Unterstützt werden sollen die „in der Region vorhandenen oder künftig tätigen Institutionen, die sich mit Palliativ- und Hospizarbeit befassen. Zweck ist die „Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen sowie die Unterstützung des zu diesem Zweck eingesetzten medizinischen und helfenden Personals sowie die Finanzierung von notwendigen medizinischen Apparaten für die ambulante Palliativarbeit“.
Vor allem legen die Schaafs Wert auf die „Unterstützung von Palliativmedizin, vor allem die häusliche Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen durch Netzwerke für stationäre Behandlung in Zusammenarbeit mit ambulanten Palliativ-Care-Teams“. Mit Mitteln der Stiftung soll Menschen bis zuletzt ein beschwerdearmes, würdiges Leben ermöglicht werden. Schmerzen, soziale oder seelische Nöte sollen gelindert werden. Im Mittelpunkt sollen Wünsche und Bedürfnisse Schwerstkranker und Sterbender stehen. Durch die Gesundheitsreform können Ärzte eine „spezialisierte ambulante Palliativversorgung“ verordnen. Die therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen können Patienten beanspruchen, die an einer unheilbaren, fortschreitenden Erkrankung leiden und deren Lebenserwartung begrenzt ist, betonen Alfons und Hannelore Lotz, Hans Mauersberg und Iris Stockbauer von der Hospizgruppe der Nachbarschaftshilfe. Ihr hatte das Ehepaar Schaaf bereits 30 000 D-Mark gespendet. „Wir wissen, dass wir, wenn es soweit ist, bei der Hospizgruppe auch in guten Händen sein werden“, betont Hildeard Schaaf.