Bad Vilbel. Der Einsatz erneuerbarer Energien sei „ein unumstrittenes Ziel“, betont Ralph Franke, Geschäftsleiter der Stadtwerke in Bad Vilbel und Viernheim. Dies sei auch notwendig „zur Reduzierung der Abhängigkeit von den spekulationsgetriebenen Großmärkten.“
Er schränkt jedoch ein: „Da die Stadtwerke für die Stadt Bad Vilbel kein Zuschussbetrieb sein können und wollen, ist dieses Ziel in größerem Umfang nur bei entsprechender Wirtschaftlichkeit zu erreichen.“ Vor allem Wasser- und Windkraft böten die Chance, im Verhältnis zur Investitionssumme eine entsprechend hohe Stromerzeugung umzusetzen. Doch Wasserkraft könne nur an wenigen Standorten gewonnen werden, „die sich die großen Energiekonzerne bereits gesichert haben“, schränkt Franke ein.
Bleibt noch die Windkraft. Sie sei deutlich wirtschaftlicher, als etwa die Photovoltaik und belaste auch über die EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz) die Stromverbraucher weniger. Zudem habe die Windkraft noch Potenzial bei der technischen Entwicklung und biete viele Standorte, so Franke. Deshalb wollen sich die Stadtwerke Bad Vilbel und Viernheim nun zusammentun, um anstehende Windkraftprojekte gemeinsam umzusetzen. Die Viernheimer betreiben bereits den Windpark Berschweiler in der Westpfalz und drei Photovoltaikanlagen. Anfang nächsten Jahres soll das Engagement mit der gemeinsamen Gründung der VBV Wind GmbH verstärkt werden. Die Bad Vilbeler Stadtwerke sollen dabei 50 Prozent der nicht näher bezifferten Gesellschaftsanteile halten.
Ein Einstieg in bestehende Projekte komme nicht in Betracht, die Betriebsrisiken hätten zu keinen akzeptablen Angeboten geführt. Auch auf Projektentwickler für Windkraftanlagen wolle man verzichten. Diese hätten sich bereits viele Standorte gesichert. Ausgewiesene Vorranggebiete für Windräder seien schon vergeben, und in vielen Regionen sei der Bau von Windkraftanlagen nicht mehr erwünscht. Als Folge hätten „die professionellen Projektentwickler oft ihren Arbeitsschwerpunkt ins Ausland verlegt und bieten inländische Projekte nur mehr zu überteuerten Konditionen an“, erläutert Franke.
Deshalb haben die Viernheimer und Vilbeler Stadtwerke damit begonnen, selbst mögliche Standorte zu suchen. Dazu werden derzeit Gespräche mit Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Thüringen geführt. „In all diesen Fällen werden jedoch aufwendige Genehmigungsverfahren erforderlich werden, deren Erfolg nicht garantiert ist“, gibt der Stadtwerke-Chef zu bedenken. Er ist aber zuversichtlich, „dass wir hier in zwei bis drei Jahren eine nennenswerte Erzeugung umsetzen können.“
Weil die Stadtwerke dafür nur Anlagen nutzen möchten, „die zu keinen unannehmbaren Beeinträchtigungen bei Anliegern führen, hat die Suche in Hessen noch zu keinen Standorten geführt“, erläutert Franke.
Ob es auch in Bad Vilbel mögliche Standorte für regenerative Energien gebe, möchte Franke nicht näher aufgreifen: „Diese Frage ist zu pauschal, um eine seriöse Antwort zu geben.“ Die Initiativen für Bürgersolaranlagen etwa in Nidderau, wo Bürger sich an einer Photovoltaikanlage beteiligen können, hält Franke momentan nicht für sinnvoll. Die Photovoltaik sei derzeit eine der teuersten Optionen der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Zudem seien „die wirtschaftlichen Randbedingungen in Fluss, so dass sinnvollerweise die für das erste Halbjahr 2011 erwartete Neuorientierung der Anlagenpreise abzuwarten ist.“
Bereits im Jahre 2008 hatten sich die Stadtwerke Bad Vilbel über die KNK Wind GmbH an der Entwicklung eines Offshore-Windparks in der Ostsee beteiligt. Der Genehmigungsprozess dafür werde bis 2012 abgeschlossen sein, so Franke. Mittlerweile habe man die Beteiligung jedoch in eine Option umgewandelt, um Mittel auch in andere Projekte investieren zu können.