Bad Vilbel. Sie waren unkonventionell gekleidet, bärtig und einer strickte. Im 1981 gewählten Stadtparlament galten sie als Exoten und fühlten sich in dieser Rolle nicht unwohl. „Dabei waren wir eigentlich normale Menschen“, erinnert sich Wolfgang Vier, einer von den ersten Grünen in Bad Vilbel. Die Unkonventionellen von damals, wo sind sie geblieben? Wolfgang Vier, damals gerade mit dem Studium fertig, hat inzwischen ein Berufsleben als Sekundarstufenlehrer hinter sich, ist mit 66 Jahren in den verdienten Ruhestand eingetreten.
Ohne sein Zutun ist er einer der ganz wenigen einst in Kreis und Stadt aktiven Grünen, die der Partei die Treue gehalten haben. „Wer ist sonst noch 30 Jahre dabei im Wetteraukreis?“, fragt er. „Ja, vielleicht noch Heiner Michel aus Maibach“, beantwortet er seine Frage selbst. In der Willy-Brandt-Euphorie Ende der 70er Jahre war er wie alle in seinem Studentenheim demonstrativ in den örtlichen SPD-Ortsverein eingetreten. Bei der Strauß-Schmidt-Affäre aber wählte er Grün und am 1. Dezember 1980 saß er mit wenigen anderen in der Kegelbahn der Gaststätte Saloniki, wo der Massenheimer Jochen Spamer einen Grünen-Ortsverband gründen wollte und dies auch schaffte. Und im März des Jahres 1981 die Überraschung: die Bad Vilbeler Grünen schafften 6,3 Prozent. Spamer, Daniel Scheidel und Wolfgang Vier rücken in das Vilbeler Stadtparlament ein.
„Wir waren ein munteres Völkchen“, erinnert sich Vier, der allerdings leider alle Unterlagen seiner vieljährigen Tätigkeiten auf städtischer und auf Kreisebene entsorgt hat. „Drei bis viermal die Woche saßen wir bis in die tiefe Nacht in einem der vielen Arbeitskreise zusammen“. Er erinnert sich an Arbeitskreise für Frieden oder Asylbewerber. Die Grünen hätten lange vor der CDU einen Stadtbus gefordert. Sie hätten einmal einen Omnibus gemietet und durch die Stadt fahren lassen, fast schon auf der Linie des Vilbusses. Als Erfolg wertet Vier, dass es den Grünen zusammen mit der Naturschutzgesellschaft gelungen sei, die Bebauung des Bornheimer Tals zu verhindern. Wolfgang Vier , wenn auch ohne politisches Amt, hält den Grünen weiter eisern die Treue. „Ich bin sehr pragmatisch und die Grundrichtung ist in Ordnung“, sagt er. Fast 30 Jahre harte Oppositionsarbeit, hat sich das gelohnt? Vier trauert der Stadtentwicklung nach: „Die Zersiedlung der Landschaft mit Amiwiese und Krebsschere haben wir nicht verhindern können und die Art der Bebauung von Dortelweil-West gefällt mir nicht. (hgm)