Bad Vilbel. Marco Nowotny, Fabian Kokot und Alessandro Pecoraro haben viel zu tun. In der Lernwerkstatt der Brunnenschule fügen sie zehn Vogelfutterhäuschen zusammen. Diese und andere Werkstücke wie Nistkästen für Wildbienen oder Fußbänke wurden bei einem Benefizkonzert bestellt, das die Rotarier für die Sonderpädagogik-Einrichtung gaben (die FNP berichtete).
„Der Werkraum ist so weit okay, außer, dass ein paar Sachen veraltet sind und nicht mehr in Form“, sagt Alessandro diplomatisch. Marco ergänzt: „Wir haben extra Holzbretter eingebaut, weil die Spanner nicht mehr so gut sind.“ Auch die Kanten am Ende der Werkbank sind nicht mehr da.
Die Ausstattung ist über 30 Jahre alt und in diesem Zustand eigentlich nicht mehr zu gebrauchen, weil die Schüler dort unmöglich genaues Arbeiten lernen können. Obwohl die Brunnenschule Förder- und Ganztagsschule ist, reicht das Geld nicht, dass der Kreis als Schulträger zur Verfügung stellt. Eigeninitiative ist gefragt. „Die Zukunft für die Schulen liegt darin, sich selbstständig um Fördergelder zu bemühen“, ist Hauptstufenleiter Pierre Busold überzeugt. Durch die Rotarier-Spende können die alten Werkbänke endlich ausgemustert werden. Acht neue zu je 1100 Euro sind schon ausgesucht worden – mit Vorder- und Hinterzange. Das sei doch etwas anderes, als Laubsägearbeiten, sagt Busold. So erhielten die Schüler Erfahrung für ihr künftiges Berufsleben. Außerdem sollen etliche Handwerkzeuge ersetzt oder neu angeschafft werden. Auch eine Abgaseinrichtung für die Oberflächenbehandlungsanlage wird benötigt. Damit könnten die Schüler nicht nur Holz lackieren, diese technische Erfahrung lasse sich auch auf die Metallverarbeitung übertragen. Etwa 50 Schüler der achten bis zehnten Klasse profitieren von dem aufgewerteten Werkraum. Sie haben dort jeweils vier Stunden Arbeitslehre pro Woche – in Kleingruppen zu maximal acht Schülern. Marco sagt, er sei in der zehnten Klasse, fügt dann aber stolz an „H10!“. Das heißt, dass er, wie 80 Prozent der Brunnenschüler, nach der Förderschule in Kooperation mit der John-F.-Kennedy-Schule den Hauptschulabschluss machen kann, erläutert Gunhild Redeker. Die Schreinermeisterin unterrichtet Arbeitslehre und zeigt den jungen Leuten mit viel Geduld, aber auch resolut, wie sie mit dem Material umzugehen haben.
Seit sechs Jahren gibt es das Hauptschul-Angebot schon – und die Durchfallsquote liege bei gleich null, berichtet Busold stolz. Die übrigen Schüler besuchten Praxisklassen – aber auch sie hätten Chancen, könnten bei Praktika punkten. Ein Bad Vilbeler Metzger habe einen der Förderschüler auch ohne Hauptschulabschluss übernommen, weil dieser aufmerksam, pünktlich und ordentlich sei, und „ein guter Schaffer“, erinnert sich Busold. Das seien eben die Früchte eines guten Verhältnisses zwischen Lehrern und Betrieben. Nicht nur ihre Werkbänke, sondern auch eine komplette Holzbank-Sitzgruppe haben die Schüler unterdessen selbst gefertigt. Durch die Rotarier haben sie jetzt auch ihren ersten größeren Auftrag: Vogelhäuschen, Nisthilfen für Wildbienen, Fußbänke, eine Vase – insgesamt eine Bestellung von 661 Euro. Auch auf dem Dortelweiler Weihnachtsmarkt haben die Brunnenschüler Weihnachtsmänner verkauft.