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Glücksspiel ist eine Gefahr – Suchtberatungsstelle für Bad Vilbel und Karben zieht Bilanz und warnt vor neuen Problemen

Bad Vilbel. 170 Klienten betreute die Suchtberatung für Bad Vilbel und Karben im vergangenen Jahr. Deutlich zugenommen hat der Cannabis-Konsum. Aber auch die Spielsucht nimmt zu.

Bereits seit 1993 betreiben Bad Vilbel und Karben ihre gemeinsame Suchtberatung – die älteste Kooperation der beiden Kommunen. 45 000 Euro lässt sich Bad Vilbel die Stelle und das Büro von Lutz Illhardt kosten, Karben investiert eine ähnliche Summe, die Bürgermeister Guido Rahn (CDU) nicht näher beziffern konnte. Er kündigte jedoch Einsparung an. Im März soll die in Karben für die Beratung angemietete Wohnung in der Kloppenheimer Bahnhofsstraße geschlossen werden, um 7000 Euro zu sparen. Ersatz soll im Bereich Rathaus, Jukuz oder Bahnhof gefunden werden. Gegen das alte Bahnhofsgebäude gab es jedoch Bedenken, weil dort auch die Polizei untergebracht sei.

In Bad Vilbel gebe es solche Berührungsängste nicht, unterstrichen Illhardt und Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Zuletzt gab es eine erfolgreiche gemeinsame Aktion am Vilbeler Markt mit Illhardt, Polizei und Jugendamt. Der Diplom-Pädagoge Illhardt ist von Anfang an dabei: „Je älter ich werde, desto besser wird es“, berichtet er. Das hat mit Erfahrung zu tun, mit Weiterbildung, aber auch mit Vertrauen, das zu den Klienten oft über Jahre hinweg aufgebaut werden muss.

2009 hatte Illhardt 170 Personen betreut, 2008 waren es 185. „Diese Schwankungen sind normal“, betont er. In Bad Vilbel wurden mit 93 Menschen 367 Gespräche geführt, in Karben 261 Gespräche mit 77 Menschen. Dieses Jahr werden es mehr – schon deshalb, weil die Jugendgerichtshilfe des Wetteraukreises und der allgemeine soziale Dienst des Wetteraukreises im selben Haus in Bad Vilbel Geschäftsstellen haben. Im Alter bis 20 Jahren sind es nur 13 Leute, dort sei das Problembewusstsein noch nicht so ausgereift, sagt Illhardt. Das gelte auch für die 48 Klienten, die kommen, weil sie beim Fahren unter Suchtmitteleinfluss erwischt wurden. „Wir arbeiten am Konsumverhalten und der Wirkung des Suchtmittels“, betont Illhardt. 15 Sitzungen absolvieren die Teilnehmer im Schnitt.

Gewandelt hat sich die Wahl der Suchtmittel. 67 Cannabis-Konsumenten stehen nur noch 45 Alkoholabhängige gegenüber. Der Drogenberater bedauert, dass der Beratungswunsch von Angehörigen stark abgenommen habe. Vier sind es noch im Bereich Alkohol und elf bei Cannabis. Das sei bedauerlich, denn das Verhalten der sogenannten Ko-Abhängigen in der Familie stabilisiere die Sucht. Stark im Kommen ist die Online-Sucht mit Computerspielen und Chatten, erläutert Illhardt.

Auch ein zweites Phänomen erlebt einen Boom: Spielhallen. Dabei seien die Entzugserscheinungen bei Glücksspielern ähnlich heftig wie nach Drogenkonsum, Zittern, Unruhe bis hin zum Schwitzen, erläutert Illhardt. Zum Vorgehen der Beratungsstelle sagt Illhardt: „Ohne Vernetzung könnte ich nicht arbeiten“. Die Kooperation etwa mit dem Karbener Arbeitskreis Sucht, der Vilbeler Jugendpflege, Ärzten und Kliniken, Schulen und Schulsozialarbeitern, Bewährungshilfe und Jobkomm macht es ihm erst möglich, Gefahren zu erkennen und Hilfen zusammenzustellen. Immerhin 23 Klienten (29 Prozent) hat Illhardt in die Abstinenz gebracht, bei 21 Süchtigen gab es eine Verbesserung. Allerdings habe sich bei 33 die Situation nicht verändert und bei zweien gar verschlechtert. In stationäre Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe wurde 28 Mal vermittelt.

Suchtberatung: in Bad Vilbel, Tel. (0 61 01) 8 34 59; in Karben Tel. (0 60 39) 4 59 52; Internet www.drogenberatung-jj.de.