Veröffentlicht am

Mehr Wirtschaftskraft für die Region – Randsortimente und Gelände-Umwidmung erweisen sich vorerst noch als Hürde für die Ansiedlung des Möbelhauses Segmüller in der Quellenstadt

Bad Vilbel. 50 Mitglieder des Haupt- und Planungsausschusses der Regionalversammlung Südhessen besichtigten vergangene Woche in Bad Vilbel das elf Hektar große Areal nördlich der L3008, zwischen B3 und Bahnlinie, wo die Unternehmerfamilie Segmüller ihr neues Möbelhaus hinbauen will. Vorgesehene Verkaufsfläche: 45000 Quadratmeter – das wäre fast doppelt so groß wie das Ikea-Möbelhaus in Hofheim-Wallau, aber 10000 Quadratmeter kleiner als das Segmüller-Möbelhaus in Weiterstadt, erklärten Paul und Johannes Segmüller den Ausschussmitgliedern.

Für die Segmüller-Ansiedlung muss das Gebiet, auf dem das durch die Wirtschaftskrise angekratzte Unternehmen Radeberger gerne Bier gebraut hätte, zum „Sondergebiet Möbel“ umgewidmet werden. Keiner der Politiker bestritt, dass sich das verkehrsgünstig gelegene Gelände an der B 3 für ein Möbelhaus gut eignen würde. Ein Problem haben sie mit der laut Konzept beabsichtigten Verkaufsfläche von 5750 Quadratmetern für sogenannte „zentrenrelevante Warensortimente“, von Geschirr über Heimtextilien bis zum Babyschnuller, stoßen nicht auf Gegenliebe, weil das regionale Einzelhandelskonzept nur zehn Prozent der Verkaufsfläche oder maximal 800 m² für solche Waren vorsehe.

Bad Vilbels Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) verspricht sich von der Ansiedlung einen weiteren Wirtschaftsschub für Bad Vilbel und die Wetterauer Region – 500 bis 600 neue Arbeitsplätze sowie Abstrahleffekte für die Innenstadt. „Wir möchten mit den örtlichen Geschäftsleuten gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagte Geschäftsführer Johannes Segmüller. Der Firmenmitinhaber machte jedoch auch deutlich, dass Frequenz und ein maßgeblicher Teil der Attraktivität des Unternehmens von dem Randsortiment bestimmt würden. Daher könne man das nicht „beliebig zusammenstreichen“.

„Keine gravierenden Schädigungen der umliegenden Zentren“ sieht Stefan Holl, Geschäftsführer der von der Stadt Bad Vilbel beauftragten Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), die in einem Gutachten die möglichen Folgen dieser Sortimente für die Nachbarkommunen untersucht hat. Hauptbetroffener sei Bad Vilbel, aber auch dort könnten die Geschäfte von „Abstrahleffekten“ und einem großen Einzugsgebiet profitieren, betonte Holl. Für das neue Möbelhaus sieht er ein Einkaufsgebiet von 45 Kilometern im Umkreis der Quellenstadt, das Potenzial bezifferte er auf 2,5 Millionen Kunden mit einer Kaufkraft von 1,8 Milliarden Euro.

Vom Verkehrsaspekt her seien die Voraussetzungen „im Regelfall befriedigend“, denn „die Verkehrsknoten schaffen das“, erklärte Gutachter Harald Jünger vom Darmstädter Planungsbüro „Von Mörner + Jünger“, die die Aspekte der Verkehrsfrage untersucht haben.

Die Regionalversammlung will im Dezember, die Verbandskammer des Planungsverbandes im Februar über die Ansiedlungspläne des Unternehmens Segmüller entscheiden, kündigte Verbandsdirektor Heiko Kasseckert nach der Ortsbesichtigung bei der Sitzung der Gremien im Golfclub Lindenhof an. (sam) Seite 3

SEGMÜLLER in relevanten Zahlen: 45 000 Quadratmeter Verkaufsfläche soll das Möbelhaus Segmüller im hiesigen „Quellenpark“ haben, davon rund 38 000 für Möbel und 5 750 für „Randsortimente“ wie Haushaltswaren oder Heimtextilien, ferner 8 000 Quadratmeter Bürofläche mit Gastronomie, 33 000 Quadratmeter Lagerfläche und 1900 Parkplätze und 500 bis 600 Arbeitsplätze.