Karben. Der Wahlkampf bringt Spannendes zutage: Wie sich die Karbener Koalition aus CDU, Freien Wählern und FDP die künftige Bebauung des Stadtzentrums vorstellt. Bislang wurde das Projekt in den städtischen Gremien nichtöffentlich behandelt. Darum hatte der Projektentwickler aus Bad Vilbel gebeten, weil er noch auf der Suche nach einem Investor ist.
Dass sich auf der 12 500 Quadratmeter großen Brachfläche am Stadteingang nun etwas tun soll – zu schön ist diese Nachricht wohl, als dass CDU-Chef Mario Beck sie am Montagabend bei der Vorstellung des Wahlprogramms verschweigen konnte. Auch wenn das Projekt noch in einem „sehr groben Stadium“ sei.
Glücklich darüber ist Tanja Truccolo aus dem Büro des Massenheimer Projektentwicklers Meiß nicht. Sie trifft sich gerade mit einem möglichen Investor an der Luisenthaler Straße, um ihm einen Einstieg in das auf 15 bis 20 Millionen Euro taxierte Vorhaben schmackhaft zu machen.
Dass beileibe nicht alles in trockenen Tüchern ist, räumt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) auch ein. „In zwei Wochen soll der Projektentwickler ein Kaufangebot bekommen“, erklärt er. Meiß sei der „Hauptinteressent“, der das Projekt entwickelt habe – weitere Investoren seien aber ebenfalls interessiert.
Mit dem Doppelbau würde die verbliebene große Lücke zwischen dem Baugebiet Brunnenweg und der Bahnhofstraße geschlossen werden. Bisher steht dort nur das Gebäude des Subway-Schnellrestaurants als Solitär. Der Bau eines Altenheims westlich der Luisenthaler Straße war geplatzt, nachdem der Investor höher bauen wollte als es den Stadtpolitikern genehm war. Die Bebauung rund um Subway war bislang noch gar nicht vorangekommen: Laut Planung hatte der Krnover Platz entstehen sollen.
Gebäuderiegel zur Luisenthaler und zur Saint-Égrève-Straße hin sollten ihn einfassen. Diese Einfassung wird im Entwurf des englischsstämmigen Frankfurter Architekten Ian Shaw nun gedreht: Auf den Brachflächen beiderseits der Straße sollen U-förmige Gebäudekomplexe entstehen. In deren Mitte ist ein geschützter und autofreier Marktplatz vorgesehen, durchschnitten lediglich von der Luisenthaler Straße.
Als Ankermieter soll der Rewe-Markt vom nahen Rathausplatz herüberziehen, sich auf 2000 Quadratmeter vergrößern, erläutert Rahn. Darüber hinaus schwebt Projektentwicklerin Truccolo „ein gesunder Mix aus Handel, Gastronomie, örtlichen Dienstleistern und Wohnen“ vor, „aber kein Fachmarktzentrum“. Vor allem für die im Umfeld ansässigen Geschäfte sei das Projekt interessant.
„Ein bis zwei Stockwerke Wohnungen“ sollten über Geschäften und Praxen entstehen, berichtet Rahn. Und erschlossen wird alles über einen Kreisverkehr an der Bahnhofstraße, den Rahn und die Koalition schon lange dort haben möchten. Ein Altenheim sei nicht mehr geplant, erläutert Tanja Truccolo. „Mit dem ASB-Haus und dem neuen Johanniterhaus ginge das über den Karbener Bedarf hinaus.“ Auch wird es wohl kein Hotel geben. Dafür wären abgesehen von den 100 Parkplätzen, die allein Rewe benötigt, noch viele weitere nötig – und die sind momentan Streitpunkt in den Verhandlungen zwischen Rathaus und Projektentwickler. „Ein Parkdeck unter einem Gebäudeflügel oder eine Tiefgarage“ schweben dem Bürgermeister vor. „Das sprengt den Rahmen“, entgegnet Truccolo. Eine Parkplatzreihe zur Égrève-Straße hin samt begrüntem Lärmschutz fürs Wohngebiet genüge. (den)