Bad Vilbel. Über die Neue Mitte, das bedeutendste städtebauliche Projekt Bad Vilbels, das Teilen der Stadt ein neues Antlitz geben soll, ist am Mittwochabend der vergangenen Woche im Golfclub Lindenhof diskutiert worden – jedoch hinter verschlossenen Türen.
Hansgeorg Jehner von der Humanistischen Stiftung aus Frankfurt ist nett zu dem Journalisten, der beim tags zuvor öffentlich bekannt gewordenen und in der Bad Vilbeler Neuen Presse, der Lokalausgabe der Frankfurter Neuen Presse, angekündigten Treffen hinter verschlossenen Türen im Hinterzimmer des Golfclubs wenigstens ein Foto der Teilnehmer schießen möchte. „Mich können Sie gerne fotografieren, aber die Teilnehmer nur, wenn alle dem zustimmen“, sagt der Innenstadt-Investor. Dem lässt er den Hinweis folgen, dass die Veranstaltung zum zentralen öffentlichen Entwicklungsprojekt in der Mitte der Stadt nicht öffentlich sei. Es solle die Privatsphäre der Teilnehmer geschützt werden, äußert er.
Jehner hatte öffentlich dazu aufgerufen, sich mit Anregungen zum Projekt an ihn persönlich zu wenden. Die Briefe, teils regelrechte Gutachten, die bei der Stiftung eingegangen sind, sollten ihren persönlichen Charakter nicht verlieren, betont er. .
Im Hinterzimmer, ganz hinten in einer Ecke des Gebäudes, ist eine Tischreihe mit geschätzt 15 Stühlen aufgestellt worden. Jehner ist eine halbe Stunde vor Beginn gekommen. Um 18.45 Uhr erscheint Kulturamtschef Claus-Günther Kunzmann mit einem tortenähnlichen Gebilde unter einer Folie. Es ist das Modell der Neuen Mitte! Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) erscheint nicht, war wohl auch nicht eingeladen.
Kurz vor 19 Uhr treffen nach und nach einzelne Person ein. Insgesamt zehn, erzählt ein Teilnehmer der Runde dem Journalisten. Bis nach 23 Uhr habe die Veranstaltung gedauert. Sie sei ruhig, sachlich und in einer angenehmen Atmosphäre verlaufen.
Hans Tuengerthal, Vorsitzender der Naturschutzgesellschaft, hat nach seinen Angaben im kleinen Kreis die alte Idee wieder vorgetragen, die Mediathek um die halbe Gebäudebreite in Richtung auf den Zentralparkplatz zu verschieben. Damit solle die Nidda nicht überdeckt und als Frischluftschneise erhalten werden. Tuengerthal kritisiert, das Gespräch hätte sehr viel früher stattfinden müssen und nicht jetzt, wo alles schon festgeklopft und nicht mehr zu ändern sei: „Die Sache ist festgezurrt“.
Auch ein weiterer Teilnehmer, der Massenheimer Grüne und Stadtverordnete Peter Paul, hatte nach der Veranstaltung wenig Hoffnung, dass eine von ihm vorgebrachte Anregung Chancen auf Verwirklichung habe. Paul hat vorgeschlagen, nach dem Vorbild der Klinkel’schen Mühle an der Hoppenheimer Brücke in Gießen, die Mediathek teilweise mit einem gläsernen Boden auszustatten. So könne man die Fische in der Nidda beobachten. In Gießen ist eine Fischtreppe ausgebaut worden, und man kann durch ein wasserdichtes Fenster unter die Wasseroberfläche blicken. Aber Paul will schon vorher gewusst haben: „Die Umsetzung ist schwierig“.
„Nichts über Inhalte“, sagt Hansgeorg Jehner selbst auf Anfrage. Nur so viel will er über das nicht öffentliche Treffen anmerken: „Es war ein ausgesprochen angenehmes Gespräch“.Zu Tuengerthals Kritik, dass das Treffen zu spät komme, sagt Jehner: „Gewiss sind viele Dinge bereits durch den Bebauungsplan vorgegeben. Es gibt immer zwei, die ein Gespräch suchen können. Schade, dass wir nicht früher darüber gesprochen haben“.
Im Moment bestehe seinerseits kein Bedarf an einem erneuten Zusammentreffen mit interessierten Bürgern, betont Jehner noch. Er sei mit dem Lauf der Dinge zufrieden und zuversichtlich, dass das Projekt zu einem guten Ende komme. „Die Planer liegen weit über dem Durchschnitt. Und wenn es nichts wird, dann kommt keiner in die Innenstadt zum Einkaufen“.