„Freuen dürfen sich alle, die verfolgt werden, weil sie tun, was Gott will – mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt.“ (Matthäus 5,10). Diese Worte stammen aus den „Seligpreisungen“ der Bergpredigt, einem der wohl bekanntesten Texte des Neuen Testamentes, bekannt auch bei den Menschen, die sonst nicht viel mit Kirche oder Glauben am Hut haben. In den „Seligpreisungen“ stellt Jesus die gewohnte Ordnung der Welt auf den Kopf: Nicht die Forschen und Starken, nicht jene, die die Ellbogen ausfahren, wenn’s mal darauf ankommt und auch nicht die, die mit Intrigen weiterkommen gelten etwas in Gottes neuer Welt – sondern die, die nur noch auf Gott vertrauen, aus ihm leben und in seiner Gegenwart Geborgenheit, Trost und Freude finden. Warum ist nun der obige Vers so wichtig? Diese Worte bewegen mich, wenn ich die Nachrichten aus den Flutgebieten in Pakistan höre. Die Nachrichten an sich sind schon schlimm genug: Zigtausende sind obdachlos und harren in Notunterkünften aus, sauberes Wasser ist knapp, Seuchen drohen sich auszubreiten.
Nun meldet das christliche Hilfswerk „Open Doors“ (und viele andere Quellen), dass pakistanische Christen bei der Verteilung der Hilfsgüter massiv benachteiligt werden. Entweder erhalten sie keine Hilfsgüter oder nur die Reste, die übrig bleiben, nachdem die Verteilung an andere bereits erfolgt ist – und die bei weitem nicht reichen. Meistens jedoch werden sie übergangen. Die Spannungen zwischen Christen und Muslimen haben spürbar zugenommen, was auch spürbar ist an dem Mord an drei christlichen Fluthelfern, die von einigen durchgeknallten Fanatikern getötet wurden.
Ich lasse mal alle durch „political correctness“ diktierte Zurückhaltung fahren und sage offen, dass ich entsetzt und wütend bin, und ich füge hinzu, dass ich immer noch verwundert auf den empörten Aufschrei aller Gutmenschen in dieser Angelegenheit warte. Und ich frage mich: Habe ich diese Zustände einfach als kulturelle Gegebenheit zu akzeptieren oder kann ich darauf hinweisen, dass das ungerecht ist?
Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin absolut nicht dafür, die Hilfe einzuschränken oder nur an bestimmte Zielgruppen zu verteilen – im Gegenteil. Es muss aber unabhängig von der Religion der Empfänger allen geholfen werden, die in Not sind.
Rolf Schwärzel, Pastor
Freie evangelische Gemeinde
Bad Vilbel