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Schüler malen Grafiti – Erste Werke der Suttner-Künstler sind aber bereits verschandelt worden

Nidderau. Legales Graffiti und bemalte Stromkästen statt Schmierereien – so lautet das Konzept des Kulturrings. Doch nicht alle haben ein Einsehen damit.

Was der ehemalige Schüler der Bertha-von-Suttner-Schule, Joscha Geisler, in mühevoller Arbeit in den vergangenen Wochen in der Unterführung am Bahnhof in Heldenbergen an die Wand gezaubert hat, ist in der Nacht zum Donnerstag von Uneinsichtigen böswillig verschandelt worden. Dabei hatte das gut 20 Meter lange Kunstwerk mit dem Thema „Reisende“ dem talentierten Graffitisprayer so manche schlaflose Nacht bereitet.

Zum einen waren seine ersten Entwürfe von Erster Stadträtin Monika Sperzel (SPD) zurückgewiesen worden. Zum anderen hatte die große Fläche ihm während des Sprayens aber auch die ersten grauen Haare wachsen lassen. Und wiederum war es die Stadträtin, die ihm nicht nur Mut machte, sondern ihn immer wieder zum Weitermachen anhielt.

So entstand mit vielen, vielen Spraydosen ein kleines, aber durchaus professionelles Kunstwerk, das Personen, eine Eisenbahn, Streckenpläne von U-Bahnen und Goethe auf seiner Reise nach Italien zeigt. Obwohl der inzwischen 18-jährige Silberschmiedlehrling bei seinem Graffiti von Anfang an darauf geachtet hatte, dass möglichst wenig weiße Stellen übrigblieben – denn die laden erfahrungsgemäß andere Sprayer zu eigenen Versuchen ein – so haben doch trotz allem Schmierfinken zugeschlagen.

Mit Hetzparolen und Schimpfwörtern haben die Täter kurz nach Fertigstellung das Kunstwerk verschandelt. „Ich war froh, dass wir endlich die Unterführung in Ordnung bringen konnten – und dann wieder so was!“ Sperzel ist der Ärger deutlich anzumerken.

Dabei hatte sich Joscha Geisler bei der Übergabe seines Werkes über dessen Haltbarkeit keine großen Sorgen gemacht. So gäbe es unter den Sprayern einen Ehrenkodex, der besage, dass aufwendige Arbeiten anderer Sprayer nicht verunstaltet werden. Zumindest nicht, wenn sie mit einem so genannten „tag“ versehen sind. „Tag“ kommt aus dem Englischen, bedeutet „beschildern“ und ist eine Art Unterschrift.

In diesem Fall wurde dagegen aber eindeutig verstoßen. Und auch aus dem Inhalt der Schmierereien ergibt sich, dass es sich hier nicht um Konkurrenten aus der Sprayer-Szene gehandelt haben kann, sondern dass in diesem Fall böswillige Täter mit stumpfsinnigen Parolen zugeschlagen haben.

Trotz ihres Ärgers will Sperzel an ihren Plänen festhalten. Zum einen sollen nun noch die Kopfseiten der Unterführung von Geisler gestaltet werden – dafür sucht die Stadträtin allerdings noch Sponsoren. Zum anderen will sie mit legalem Graffiti als „Kunstwerk im öffentlichen Raum“ weitere graue und unansehnliche Flecken in Nidderau verschwinden lassen.

Dazu gehört auch das Bemalen der Stromkästen durch die Kunst-AG der Bertha-von-Suttner-Schule. Das geschieht momentan unter Leitung der Kunstlehrerin Gertud Nowak. Zwölf Zehntklässlerinnen haben von ihr die Aufgabe bekommen, in Windecken Schmetterlinge auf die Eon-Stromkästen zu malen, die auch die Farbe gestiftet hat. Für die Mädchen ist das Bemalen der Kästen aber nicht nur Spaß: Das Ergebnis ihrer Arbeit findet anschließend auch Berücksichtigung in der Zeugnisnote.