Bad Vilbel. Musik begeistert, beflügelt die Fantasie, bringt die Seele zum Klingen und befördert auch mal verborgene Talente ans Licht. So geschehen bei den Musiktheateraufführungen des Georg-Büchner-Gymnasiums mit Georges Bizets Oper „Carmen“ im großen vollbesetzten Kurhaussaal, eine beeindruckende Inszenierung bei der 120 Schüler und Lehrer ihr Publikum zwei Abende lang als Gesangssolisten, Chor, Tänzerinnen, Schauspieler und Instrumentalisten fesselten.
Getragen von der mitreißenden Musik Bizets nahm das mit Herzblut und Temperament spielende Ensemble sein Publikum mit auf eine spannende Zeitreise ins Jahr 1820. In der sengenden Hitze des andalusischen Sommers nimmt in Sevilla eine tragische Romanze ihren Lauf. In ihr prallen nicht nur unterschiedliche Facetten der Liebe aufeinander, sondern es beginnt eine vielschichtige Auseinandersetzung über Freiheitsbegriffe und Lebensentwürfe, die miteinander kollidieren.
Die Vorlage für das Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy lieferte die gleichnamige Novelle von Prosper Merimée aus dem Jahr 1845. In ihr entwarf der französische Romanciers ein neues Weiblichkeitsbild. Seither ist die verführerische Zigeunerin Carmen als Inbegriff der Femme fatale, des männermordenden Weibes, in die Geschichte eingegangen.
Sergeant Don José gibt sein geordnetes Leben, seine Karriere und seine tugendhafte Verlobte Micaëla „Meine Liebe und Gott werden mich vor den Banditen beschützen“ auf. Er geht für die rassige Carmen erst ins Gefängnis, um ihr nach dem Mord an seinem Vorgesetzten Leutnant Zuniga, zu Schmugglern und Zigeunern in die Berge zu folgen. Doch das ungleiche Paar hat sehr unterschiedliche Vorstellungen von der Liebe und dem Leben.
Gemeinsam ist beiden, dass sie sich spontan von ihren Gefühlen leiten lassen. Aber Carmen spielt von Anfang an mit dem braven Don José und dessen Gefühlen für sie, nutzt ihn skrupellos aus. Ihre Freiheit geht ihr über alles: „Ich will frei sein! Freiheit ist mir wichtiger als mein Leben!“ Und verlässt ihn für den schillernden Stierkämpfer Escamillo.
Don José verkraftet diesen Verlust nicht. Sein Geständnis „Carmen, ich liebe Dich“, auch die Liebessymbole goldener Ring und rote Rose, lassen die unbeständige Geliebte kalt. Sein Flehen und Bitten verhallen ungehört.
Der eitle wie siegessichere Escamillo lädt zum Stierkampf ein. Und dort kommt es zu dem tragischen Finale. Während die Menge (Chor) den Torero Escamillo in der Arena als Sieger feiert, ersticht José seine über alles geliebte Carmen. Er kann nicht ohne sie und sie kann nicht ohne ihre Freiheit leben.
Den GBG-Schülern und ihren Lehrern verdankt das Publikum zwei mitreißende Inszenierungen des berühmten Stoffes. Gesang, Musik, Tanz und Schauspiel waren stimmig. Die 19 Solisten, die beiden Chöre, die Dragoner, das Orchester, die Bühnenmusiker, Tänzerinnen und Cheerleader traten als harmonisch geschlossenes Ensemble mit teils sehr beachtlichen Leistungen auf. Locker und unverkrampft vermittelten sie einen erfrischend modernen Zugang zu dem Drama, den herrlichen Arien und Melodien und zur ewig jungen Oper.
Für Text und Idee zum Musiktheaterstück zeichnete Musiklehrerin Nadine Maurer verantwortlich, für die musikalische Leitung Jörg Prothmann. Zum Team gehörten noch ihre Kollegen Melanie Schubert, Herbert Helfrich, Max Schoofs sowie viele weitere Musiktheaterbegeisterte.