Bad Vilbel. Von „ulkigem Wetter“ sprach Kinomacher Dennis Di Rienzo zur Eröffnung der 18. Open-Air-Kino-Saison im Bad Vilbeler Schwimmbad, als kalte Tropfen aus dicken Wolken fielen. „Mistwetter“ nannten es die Besucher. Mehr als 200 waren dennoch gekommen, die Premiere 2010 zu erleben. Tänzer Thomas Bäppler hatte eine ebenso einfache wie unbefriedigende Erklärung parat: „Drei Dinge können die Offenbacher nicht: Fußball spielen, Auto fahren und Wetter vorhersagen“. So startete er sein Aufwärm- und Gute-Laune-Programm, um die unerschrockenen Zuschauer auf den Eröffnungsfilm einzustimmen. Sie wollten „Mamma Mia“ zum – ja, zum wie vielten Mal eigentlich? – sehen. „Dieser Streifen ist Kult und steht in der Wunschliste unseres Publikums ganz oben, obwohl er schon Dutzende Male hier gelaufen ist“, sagte Kino-Macher Di Rienzo.
Er hatte recht: Kaum hatten die ersten Akkorde aus den Lautsprechern die Ohren, die ersten Strahlen der heißen Sonne am azurblauen Himmel über den griechischen Inseln von der riesigen Leinwand herab die Augen der Zuschauer erreicht, da waren keine Schwimmbecken mehr um sie rum, sondern die Wellen der Ägäis, keine Liegewiesen, sondern die hügeligen Inseln. Und ein Hotel, dessen Komfort von der Bestuhlung im Bad noch übertroffen wurde. Die Zuschauer machten es sich mit Speisen und Getränken bequem.
Bäppler bewegte mit „Sunshine – Moonlight – Dancing“ das Publikum, ließ das miese Wetter vergessen und die Stimmung steigen. Er ist der Profi, der das kann, selbst wenn er mal schwer gehandicapt ist. Unter seinem Verband an der linken Ferse verbarg sich nämlich eine dicke Blase, die sich Bäppi als „Angela Merkel“ mit Frankfurter Füß“ in Pariser Pumps gelaufen hatte. Dennoch fegte Bäppi – lindgrün wie der Frühling – über den Rasen und riss die Massen mit. „Wenn ich sag’, ihr sollt den Arm heben, müsst ihr ihn schon aus dem Regencape raus halten, sonst geht’s nicht“, wies er seine Amateur-Tanztruppe an. Mit Aufwärmübungen und guten Sprüchen hatte Bäppler das Publikum fit gemacht fürs übliche Bingo. Dennis die Rienzo zog die erste Kugel: 44. Dann die 57. Überall wurden weitere auf den Scheinen angekreuzt. Dann der laute „Bingo“-Schrei bei der ersten Möglichkeit, eine Reihe voll zu haben.
Der achtjährige Vincent Velte hatte die gezogenen Zahlen und suchte sich den von der Druckerei Spiegler gestifteten Spielzeughubschrauber als ersten Preis unter den von Geschäftsleuten gespendeten Bingo-Gewinnen aus. Er sei ein Fan des Open-Air-Kinos, erzählte Vincent. Vergangenes Jahr habe er „Ice Age 3“ gesehen, nun schaue er mit Mama Christine „Mamma Mia“. Der Drittklässler der Saalburgschule sah den Film zum ersten Mal. Auch das gibt’s noch in diesem jugendlichen Alter.
Ein noch treuerer Open-Air-Kino-Fan hatte sich gemütlich im eigenen bequemen Stuhl mit Kerzchen, Getränken und Taccos auf dem Tischchen unterm Schirm am Rande des Zuschauerbereichs eingerichtet: Petra Waltz war wieder da. „Es ist wie Urlaub. Ich genieße diese Stimmung seit 18 Jahren“, sagte sie. „So ein schönes Open-Air-Kino gibt es sonst nirgends“, ist sie sicher und macht kein Hehl daraus – wie viele andere Dennis-Fans – dass Di Rienzo der Veranstaltung Glanz und Charme verleihe.