Bad Vilbel. Bei bester Gesundheit feierte Ehrenbürgermeister Erich Glück am Montag seinen 90. Geburtstag. Glück hat sich bei der hessischen Gebietsreform 1971 / 72 ganz große Verdienste besonders um die Eingemeindung von Dortelweil, Massenheim und Gronau erworben und damit die Grundlage für Dortelweil-West und für eine in den 80er Jahren unter dem erfolgreichen Führungsduo Günther Biwer (Bürgermeister) und Klaus Minkel (Erster Stadtrat) prosperierende Quellenstadt gelegt.
Wer Erich Glück zu Hause besucht, entdeckt zunächst einen Treppenlift. Doch den hatte zuletzt nur seine vor zwei Jahren verstorbene Frau Sophie benötigt. Damals, als sie erkrankte, habe er auch das Kochen gelernt, erzählt er. Glück selbst erfreut sich noch bester Gesundheit, erinnert sich gut an die ihn prägenden 28 Jahre in der Kommunalpolitik. Dabei begann die Karriere des gebürtigen Vilbelers (das „Bad“ kam erst 1948) eigentlich eher als Bürokrat. Nachdem er 1948 aus russischer Kriegsgefangenschaft kam, war er anderthalb Jahre Angestellter der Stadt Vilbel, bevor er von 1949 bis 1968 bei der AOK Frankfurt bis zum Oberamtmann aufstieg und zuletzt die Abteilung Zwangsvollstreckung betreute.
Vom Juni 1968 bis Januar 1980 war er Bad Vilbeler Bürgermeister, bereits von 1956 bis 1968 Stadtverordnetenvorsteher. Für die SPD saß Glück seit 1952 im Stadtparlament – doch 1977 trat er aus der Partei aus. „Die Jusos haben damals gemeint, sie könnten Kommunalpolitik machen – und ich sollte das erfüllen“, erinnert er sich. Seither betont er, er sei parteilos. Doch er habe mit der CDU stets gut zusammengearbeitet, sei mit vielen Christdemokraten befreundet. Einen greift er heraus: Ehrenstadtrat Klaus Minkel.
Zu Beginn seiner Amtszeit habe es drei Hypotheken gegeben, die alle mit „H“ anfingen, erinnert er sich. Die nach dem Krieg erbaute reine Wohnsiedlung Heilsberg – ohne Gewerbe; das Heilbad, das „in dem Sinne nicht mehr aufrechtzuhalten war von einer finanzschwachen Gemeinde“ – und das Hospital mit 50 Betten in der Bergstraße, das 1977 für zwei letzte Jahre an den Kreis verkauft worden sei.
Glück holte unter anderem auch das Berufsförderungswerk nach Vilbel, ließ 1974 zur 1200-Jahr-Feier der Stadt ein neues Hallenbad bauen. Am reibungslosesten sei es bei der Gebietsreform mit der Eingliederung von Gronau gegangen, obwohl der Ort zum Altkreis Hanau gehörte. „Aber ich habe immer gesagt, so wie das Wasser fließt, fließt das Leben: Nidda und Nidder fließen nach Bad Vilbel.“ Er habe die schwierige Aufgabe gehabt, Bürger dreier selbstständiger Gemeinden zu integrieren, erinnert sich Glück. Aber das sei auch eine seiner wesentlichen Aufgaben: „Ein Bürgermeister ist immer ein Vermittler!“ Immer wieder habe er im Rathaus auch bei Nachbarschaftsstreitigkeiten die Wogen geglättet: „Da brauchte man dann auch keinen Schiedsmann mehr.“
Als Bürgermeister müsse man sich auch in die Lage der anderen versetzen können, sagt er. Und in diesem Zusammenhang zitiert er gern „ein altes Bibelwort: „Einer trage des anderen Last.“ Im Stadtparlament gab es damals ein anderes Klima. „Wir hatten damals das Gefühl, wir müssen zusammenhalten“, erinnert er sich an die Kooperation mit CDU, FDP und dem BHE (Bund Heimatvertriebener und Entrechteter vom Heilsberg). „Die Parteipolitik hat in der Kommune nicht viel zu tun“, meint er. Trotz gegensätzlicher Meinungen müsse man anschließend noch gemeinsam einen Schoppen trinken gehen können. Heute gehe es im Vilbeler Parlament aber „nur noch um die Parteien“, kritisiert er. „Einfacher war’s aber nicht“, findet Glück im Rückblick an seine ersten Jahre als Rathauschef. Damals hätten zwar Polizei und Schulen noch der Kommunalverwaltung unterstanden, aber schon damals sei es auch wichtig gewesen, Einfluss im Kreis zu haben.
Erich Glück war von 1960 bis 1968 Erster Kreisbeigeordneter und Stellvertreter des Landrats. Auf die Frage, was einen guten Kommunalpolitiker ausmache, erinnert sich Glück an seine verstorbene Frau Sophie: „Sie hat mich sehr unterstützt, Haus, Hof und Garten gemacht.“ Oft habe er das Haus morgens um 7 Uhr verlassen, sei oft erst um Mitternacht zurückgekommen. „Ohne sie hätte ich das nicht machen können.“ Denn nicht nur das Rathaus, auch die Vereine beschäftigten ihn: „Man muss da als Bürgermeister dabei sein, dann hört man vieles.“
„Alles was Spaß macht, belastet nicht“, sagt Glück noch heute. Doch bei diesem Arbeitspensum blieb für Freizeit wenig Zeit. Von 1959 bis 1971 sei er mit seiner Frau mindestens einmal im Jahr in ein Friesenhaus in St. Peter Ording gereist, erinnert sich Glück. Auch die Toskana und Wien sahen sie sich an. Nur eines habe er nie gemocht, bekennt Glück: Sport. „Da halte ich es ganz mit Adenauer“, meint der Jubilar verschmitzt: „Und der ist ja auch alt geworden.“
Jubilar und Ehrenbürgermeister Erich Glück wurde am Dienstag, im Rathaus geehrt.