Karben. Wer auch immer wollte, konnte offenkundig über Jahre hinweg Geräte und Fahrzeuge des Karbener Umweltamtes einfach so privat nutzen. Im Rathaus existieren keinerlei Unterlagen über die Nutzung. Das hat der Akteneinsichtsausschuss des Parlaments im Fall von Amtsleiter Thomas Adam erfahren.
Es ist ein bisschen wie eine Gerichtsverhandlung. Vorn Ausschusschef Michael Ottens (FW), rechts die „Ankläger“ der Koalition aus CDU, Freien Wählern und FDP. Links die „Verteidiger“ von SPD und Grünen, die eisig schweigen.
Bloß die „Beschuldigten“ fehlen. Zum einen Umweltamtsleiter Thomas Adam. Der Ausschuss kann ihn nicht zu sich zitieren. Und die Stadt ihn dazu nicht zwingen, erklärt Hermanns.
Zudem fehlen jene, die die Verantwortung für mögliche Versäumnisse tragen. Was der Ausschuss untersucht, geschah unter roter und grüner Führung im Rathaus. Statt Gerd Rippen (Grüne) muss sein Nachfolger Gerd Hermanns (FW) als Umweltdezernent Auskunft geben.
Schon einmal hatte sich der Akteneinsichtsausschuss im Frühjahr getroffen. Doch Gerd Rippen weigerte sich bei den meisten Fragen Antworten zu geben.
Zeugen hatten stattdessen berichtetet, dass Adam städtisches Material aus Karben sowohl in Gronau wie auch bei anderen seiner Projekte benutzt haben solle. Ob dem so ist, wird sich wohl nie klären lassen: Weder gebe es Aufstellungen über das Material des Umweltamtes noch über dessen Verbrauch, berichtet Umweltstadtrat Gerd Hermanns (FW). Erst am Tag der Sitzung habe ihm Adam eine Aufstellung des Fuhrparks zugeleitet.
„Unterlagen zu Ausleihen sind nicht geführt worden“ – obwohl Gerätschaften und Fahrzeuge auch an Externe herausgegeben wurden, erklärt Hermanns. Auch ein Geräteeinsatzbuch „ist nie geführt worden“. Folge: Kam etwas kaputt zurück, konnte das Umweltamt niemanden haftbar machen. Die Reparatur zahlte die Stadt. Also der Steuerzahler.
Offenkundig wird bis heute so verfahren: Denn dass Adam weiterhin städtisches Eigentum privat nutzt, unterstellt Ottens. Er zeigt Fotos, die einen städtischen VW-Bus am Pfingstsamstag vor Adams Privathaus in Büdingen zeigen. Und Ottens berichtet davon, dass eine städtische Holzspaltmaschine im Petterweiler Wald bei Köppern stationiert sei, obwohl die Stadt Hessenforst mit dem Bewirtschaften des Waldes beauftragt habe. Ein Mitarbeiter habe ihm berichtet, dieser habe mit der Maschine am 26. Januar 2010 „Kaminholz für Herrn Adam machen“ müssen, berichtet der Ausschusschef.
Nicht nur: Laut der städtischen Akten hatte Adam wohl nie eine Genehmigung seines Arbeitgebers, dass er für die Stadt Bad Vilbel in Sachen Gronauer Deponie tätig werden dürfe. „Ich habe keine Unterlagen gefunden“, sagt Hermanns. Lediglich Adams Wirken auf dem Bad Vilbeler Schießplatz sei bis 2005 genehmigt gewesen, jedoch rein projektbezogen. Seine Arbeit auf der Deponie hätte er der Stadt Karben anzeigen müssen. „Ich habe aber keine Unterlagen gefunden, obwohl es entsprechende Vordrucke gibt“, erklärt Hermanns. (den)