Karben. Für 150 000 Euro haben Stadt und Stadtwerke den Hochwasserschutz für Klein-Karben verbessert. Die Anwohner im Selzerbachweg bezweifeln jedoch, dass „Absetzbecken“, „Flutmulde“ und „Einlaufbauwerk“ wirklich effektiv schützen.
Werner Pahling ist mit Zweifeln im Gepäck gekommen. Mit zweien seiner Nachbarn sitzt er in der Sitzung des Klein-Karbener Ortsbeirats in der „Ludwigshöhe“. Das Gremium will sich die Details für den Hochwasserschutz im Stadtteil erklären lassen. Als Betroffener hört Werner Pahling ganz genau zu. Ende Juni 2008 traf es viele Anwohner in Klein-Karben schwer: Binnen weniger Tage ergossen sich zweimal Fluten von den Feldern in Straßen, Gärten, Garagen und Häuser. „Ich hatte zweimal 12 000 Liter Wasser und Schlamm im Keller“, seufzt Pahling.
Die beiden Starkregengüsse hätten einmal 40 und beim zweiten Mal 28,5 Liter Regen pro Quadratmeter gebracht, berichtet Axel Schönrock vom südhessischen Ingenieurbüro Golüke. „So etwas passiert statistisch gesehen seltener als einmal in einem Jahrhundert.“ Darauf sei das Kanalnetz nicht ausgelegt; es so groß zu dimensionieren, sei nicht wirtschaftlich. Deshalb fließe über die Kanalnetze nur so viel Wasser ab, wie laut Statistik binnen zehn Jahren im schlimmsten Fall abregnet. „Was darüber hinaus passiert, dafür müssen Anwohner selbst vorsorgen“, erinnert Schönrock an Passagen in Entwässerungssatzungen. „Zum Beispiel mit Rückstauventilen“, lautet eine Empfehlung.
Dann werden Pahling und sein Nachbar Helmut Lindemann hellhörig: 2008 hätten sich die Fluten so massiv in den Selzerbachweg ergossen, weil „die Gräben nicht ordentlich gepflegt waren“, so Schönrock. „Diesen Vorwurf kann man der Stadt machen“, räumt der Ingenieur ein. Dass das wenigstens künftig regelmäßig geschieht, fordert Helmut Lindemann. „Ein Pflegeplan wird derzeit ausgearbeitet“, erläutert der Wirtschaftsdezernent und ehrenamtliche Stadtrat Otmar Stein (CDU). (den)