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Musik der Traumfabrik – Geschichte eines Mythos • Marina Krauser und Markus Höller glänzen in der „UfA-Revue“ bei den Burgfestspielen

Bad Vilbel. Sie steppt wie Marika Rökk, singt wie Lilian Harvey und schauspielert verrucht wie Marlene Dietrich – die Hauptakteurin des Abends, Marina Krauser. Zusammen mit Pianist Markus Höller lässt sie im diesjährigen Spätprogramm der Burgfestspiele die wechselvolle Geschichte eines deutschen Mythos Revue passieren, den großen Filmkonzern UfA als Motor und Inbegriff der deutschen Traumfabrik in Babelsberg. Zu später Stunde hatte am Samstag im Burgkeller die UfA-Revue „Wir machen Musik“ Premiere.

Der zentrale Aspekt, um den herum Regisseur Benedikt Borrmann die UfA-Revue in Szene setzt, gibt auch den Titel „Wir machen Musik!“. Und so stimmen Marina Krauser und Markus Höller insgesamt 16 Lieder an, darunter bekannte Klassiker wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Ich wollt ich wär ein Huhn“, „Ich brech“ die Herzen der stolzesten Frau’n“, „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“, „Goodbye Johnny“ und „Ich weiß nicht zu wem ich gehöre“. Die gelungenen Arrangements von Höller werden von Marina Krauser wunderbar interpretiert und szenisch umgesetzt.

Die Lieder, mal heiter, fröhlich, mal sinnlich, frech oder sehnsuchtsvoll, und die Filme, aus denen sie stammen, stellt Marina Krauser chronologisch vor. Und mit den Filmen wird die UfA-Geschichte lebendig. An den ersten großen UfA-Tonfilm „Der blaue Engel“ aus dem Jahr 1930 erinnert Krauser, indem sie aus den Memoiren von Marlene Dietrich vorliest – in bestem Berlinerisch. Anekdoten, Tagebuch-Notizen und Briefe untermauern die historischen Fakten, die Krauser vorträgt. Sie erinnert an Heinz Rühmann, Ilse Werner, Magda Schneider und Hildegard Knef, an Filme wie „Der Kongress tanzt“, „Tanz auf dem Vulkan“ und „Frauenliebe – Frauenleid“. Wie dabei die Traumfabrik von der Politik instrumentalisiert und für ihre Zwecke eingesetzt wird, hat Regisseur Borrmann einfühlsam herausgearbeitet. 1933 geht die UfA an die NSDAP und in die Zuständigkeit von Propaganda-Minister Joseph Goebbels. Erinnert wird an Berufsverbot für jüdische Filmschaffende, Musiker und Künstler, an die Propagandafilme, die Heimatfilme, den beginnenden Krieg, Durchhalteparolen bis zum Kriegsende. 1940 steppt Marika Rökk im ersten Farbfilm der UfA, der aber noch durchfällt.

Im Jubiläumsjahr 1943 feiert die UfA ihr 25-jähriges Bestehen mit großen Farbfilmen wie „Münchhausen“ und einem fröhlichen Revuefilm „Der weiße Traum“. “…und es ist Stalingrad“, kontrastiert Marina Krauser. Sie kauft sich dann noch einen bunten Luftballon und entlässt das Publikum mit dem Hinweis „Davon geht die Welt nicht unter“ in den frühen Morgen. Die Ufa-Revue ist beste, ist ernste Unterhaltung. Die Zuschauer sind begeistert und applaudieren ausgelassen.

Die nächsten Aufführungen der UfA-Revue „Wir machen Musik“ sind am Samstag, 19. Juni, um 23 Uhr und am Sonntag, 20. Juni, um 21 Uhr im Burgkeller zu erleben. Karten gibt es in der Zehntscheune, Klaus-Havenstein-Weg 1, Telefon (06101) 559455