Bad Vilbel. Chris Berdrow hat es gut: Bei der Fußball-WM ist der Sportchef von Radio FFH hautnah dran an Schweini & Co. Doch hinter dem vermeintlichen Traumjob steckt harte Arbeit. Bereits bevor er mit der Nationalmannschaft ins Land der WM startete, hat er im Bad Vilbeler Funkhaus die Dienstpläne für seine wochenlange Abwesenheit sowie andere organisatorische und technische Dinge geklärt.
Der 41-Jährige ist ein alter Hase im Geschäft – Südafrika ist nach Südkorea / Japan 2002 und Deutschland 2006 die dritte Fußball-WM, die er als Kommentator erlebt. Eine gute Vorbereitung ist das A und O. „Ich habe in den vergangenen Wochen mehrere Ordner mit Agenturmeldungen zur WM gewälzt – vor allem zu den Gegnern der deutschen Mannschaft.“ Schließlich muss er alle Spieler kennen, wenn er die Begegnungen von seinem Stadionplatz in der Reporterkabine kommentiert. Geplant sind bei den Deutschlandspielen jeweils Live-Einblendungen ins laufende FFH-Programm. Wenn’s bei Jogi Löws Jungs aber gut läuft, kann auch mehr draus werden – so wie bei der WM 2006 in Deutschland. „Da haben wir komplette Spiele live übertragen“, erinnert sich Berdrow.
Über 120 Minuten war er sogar einmal gefordert – wegen Verlängerung plus Elfmeterschießen. Da war’s dann auch mit der Gelassenheit vorbei – „Jubel und Freude darf auch der Reporter zeigen!“ Aber: „Es geht vor allem darum, den Hörern einen möglichst realitätsnahen Eindruck des Spiels zu vermitteln. Man ist das Auge des Hörers!“
Damit die Stimme hält, hat sich Berdrow einen Trick von anderen Radiokollegen zu eigen gemacht: Regelmäßig Halsbonbons lutschen. Und taktisch klug moderieren. Heißt? „Nicht von Anfang an Vollgas geben mit der Stimme . . . “ Das schont auch die Nerven der Hörer. Denn wer wird schon gerne 90 Minuten aus dem Radio angeschrien?
Doch die ersten Tage in Südafrika hat er keine Kommentar-, sondern eine Begleitfunktion: Denn mit ihm und Online-Redakteur Carsten Bergmann fliegen elf FFH-Gewinner, für die es ein buntes Programm mit Safari und Besuch im DFB-Fandorf gibt – unter anderem für Yvonne Schuck aus Schöneck. Eingebucht sind Berdrow und FFH-Techniker Peter Dippel in einem Hotel nahe der Hauptstadt Pretoria. Von dort geht’s zu den Spielen, aber auch zur täglichen Pressekonferenz mit der Nationalmannschaft. „Das ist ein Pflichttermin!“ Neu ist, dass es dafür keine feste Uhrzeit mehr gibt. „Jogi Löw behält sich vor, die Pressekonferenz kurzfristig einzuberufen . . . “
Einen festen Rückflugtermin hat er nicht. Am liebsten wäre es dem FFH-Reporter, wenn die Deutschen Weltmeister würden – „dann könnte ich im Sonderflieger mit zurück nach Deutschland kommen“. Denn beim frühzeitigeren Ausscheiden müssen Jogis Jungs – und die Reporter – Linie fliegen.
Im Flugzeug gibt’s auch Kontakt zur Mannschaft. „Bei den vergangenen Turnieren war es so, dass der Bundestrainer auch mal zu uns zum Plaudern kam – zumindest bei Rudi Völler war das so.“ Dass man Spieler treffe, sei allerdings eher die Ausnahme – „die bleiben lieber in ihrem Bereich“, weis er aus Erfahrung. Zum Schluss gibt der Fachmann seinen Tipp ab: „Es wird so wie immer – wir schneiden gut ab! Die Vorrunde überstehen wir auf jeden Fall . . .“ (fnp)