Zum Thema Mediathek über die Nidda, Neue Mitte und zum Bürgerbegehren gegen die Büchereibrücke erreichte uns nachfolgende Leserzuschrift:
Als gebürtiger Bad Vilbeler habe ich die ganze Diskussion und die üblichen Parteiengefechte um die „Neue Mitte“ und die damit verbundene Mediathek mit wachsendem Interesse verfolgt.
Grundsätzlich finde ich es wichtig, Für und Wider von tiefgreifenden Erneuerungen öffentlich zu diskutieren und abzuwägen und wenn erforderlich, auch die Bürger zu befragen. Andererseits ist es eine Tatsache, dass sich Menschen, vor allem auch viele Ältere, mit drastischen Veränderungen häufig schwer tun ebenso mit der Situation, sich nicht vorhandene Dinge vorstellen zu können, selbst in ihrem eigenen engsten Umfeld und täglichen Leben. Erst recht dann, wenn aus subjektiver Sicht (persönliche) Nachteile beziehungsweise Einschränkungen zu befürchten sind oder man sich von liebgewonnenen Gewohnheiten verabschieden soll. Leider werden diese typisch menschliche Eigenschaft und die damit verbundenen Ängste dann sehr gerne von den Parteien instrumentalisiert, um mal wieder den „Stimmungsbarometer“ in Gang zu setzen.
Ich kann nicht beurteilen, ob man auf kommunaler Ebene alles versucht hat, die Ängste der Bürger vor der „Neuen Mitte“ und der Mediathek zu erreichen bzw. ihnen vor allem die Vorteile dieser notwendigen, innerstädtischen Veränderung zu vermitteln. Andererseits sollten sich vielleicht auch einige Bürger fragen, ob sie selbst alles unternommen haben, sich sachlich und umfassend zu informieren, um sich auch ein eigenes und unabhängiges, nicht von der politischen „Begleitmusik“ geprägtes Meinungsbild zu verschaffen. In der Frankfurter Volksbank kann man sich jedenfalls, zumindest anhand eines sehr realistischen Modells nebst Computergrafiken, ein vorstellungsförderndes Bild machen.
Was aber Bad Vilbel am wenigsten braucht, sind unqualifizierte und mit Frankfurt sympathisierende Meinungen und Vorstellungen, wie die eines FAZ-Architekturkritikers (was immer das auch sein mag). Hier gebe ich Herrn Minkel absolut recht. Selbstverständlich kann man über Architektur diskutieren und es gibt immer ein Dafür oder Dagegen, wie in allen Bereichen des Lebens. Unterm Strich sollten sich aber alle Bürger bewusstmachen, dass der Kernstadtbereich jetzt (re)vitalisiert werden muss, bevor Bad Vilbel zu einer „Geisterstadt“ verkommt und seinen Anspruch auf eine dominierende Gemeinde in der Wetterau aufgeben muss.
Aber mit der Umgestaltung des Zentralparkplatzes und dem Bau der Mediathek sowie der Einbeziehung des „Ströbel-Grundstücks“, worüber ja ein reizvoller und publikumsöffnender Entwurf des Architekten J. Steinke vorgelegt wurde, der hoffentlich Umsetzung findet, kann dies jetzt der entscheidende Schritt werden. Diese markanten Veränderungen werden sicher erheblich mehr Menschen respektive Kaufkraft aus der Peripherie nach Bad Vilbel bringen, die Einheimischen für ihren Einkauf weniger nach Frankfurt abwandern lassen und eine entsprechende Sogwirkung auf die etablierten Geschäfte und Gewerbetreibenden haben. Darüber hinaus wird es endlich auch wieder mehr Spaß machen, in Bad Vilbel (abends) auszugehen.
In Relation zur Mediathek bin ich auch sehr dafür, dass das Kurhaus seinen „Spitzenplatz“ behält und optisch endlich so hergerichtet wird, wie es seinem architektonischen und historischen Charakter entspricht. Denn Traditionen sind wichtig (Bad Vilbel lebt ja unter anderem davon), bedeuten aber nicht zwangsläufig das „Bewahren der Asche“, sondern vielmehr das „Weitergeben der Flamme“. Und Tradition und Moderne lassen sich durchaus miteinander verbinden. Wenn wir es zulassen.
Rainer Diehl, Bad Vilbel