Bei uns im Haus wird gebaut, saniert, gedämmt, Lack- und Bauschaumdüfte in allen Räumen und wir niesen und „Halskratzen“ und tränen um die Wette; es wird besser; frische Luft hilft. Wir hätten uns auch „desensibilisieren“ können, das ist hilfreich bei Allergien. Durch das Spritzen von größer werdenden Mengen an Reizsubstanzen wird die Reizschwelle erhöht, bis wir hoffentlich immun sind.
Ob man das auch umkehren kann? Ich denke an folgende öffentliche und persönliche Leiden: Anonymität, übergroße Ellbogenmentalität, Mangel an Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit, Gefühlskälte.
Wir müssten die Reizschwelle senken, sensibilisieren, damit wir auf immer kleinere Dosen von Egoismus, Untreue, Brutalität immer allergischer reagieren, so lange, bis Unempfindlichkeit ausgeschlossen ist. Ein solches Sensibilisierungsprogramm kenne ich, es ist 2000 Jahre alt und hat unter anderem folgende Gedanken: Frage dich, ob du sensibel genug bist, den unsicheren, fragenden, auf Zuwendung hoffenden Menschen zu entdecken. Teste deine Gefühle dem Partner/Partnerin gegenüber, sei sensibel für deine Entwicklung, ob sie zu Treue oder Untreue führt. Teste deine Worte und unterscheide zwischen klar und unverbindlich. Frage dich, ob auf deine Aussagen Verlass ist, ob deine Handlungen Brücken bauen oder Mauern.
Ein solches Sensibilisierungs-Programm steht bei Matthäus im Neuen Testament, Kapitel 5 bis 7. Schauen Sie mal rein in den Text. Wer damit Schritt für Schritt zu leben beginnt, erlebt eine Klimaverbesserung des mitmenschlichen Umgangs.
Aber VORSICHT: NEBENWIRKUNG – Desensibilisierung durch den Facharzt dauert Jahre, Sensibilisierung durch die Bergpredigt ein Leben lang!
Eine gute Zeit wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Werner Krieg,
Evang.. Gemeinde Massenheim