Bad Vilbel/Vogelsberg. Was an Vulkanasche aus Island zu uns weht, ist nichts im Vergleich zu den Folgen, die ein Vulkanausbruch im Vogelsberg für uns hätte. Das kann schon in einer Million Jahren wieder passieren. Heute täuscht die friedliche Landschaft östlich der Wetterau darüber hinweg, welche Höllenkräfte hier vor Jahrmillionen wirkten. Doch beim Anblick der aktuellen Fernsehbilder aus Island wird Gerold Beckmann von der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft warm uns Herz. „Man sieht dort, was Naturgewalten anrichten können“, sagt der Leiter der Fachsektion Vulkan Vogelsberg. Dabei ist der derzeitige Ausbruch aus Island recht klein im Vergleich zu denen im Vogelsberg. „Das war viel größer als das, was wir gerade in Island erleben“ – trotz Flugverboten in halb Europa.
Vor 16 bis 18 Millionen Jahren waren die Vulkanausbrüche im Vogelsberg am massivsten. „Alle paar hunderttausend Jahre gab es Eruptionen“, erklärt Vulkanologe Beckmann.
Die Ausbrüche seien aber weniger mit dem derzeitigen in Island vergleichbar, sondern mit jenen des Ätna auf Sizilien. Große Lavamassen ergießen sich langsam in die umliegenden Täler. Was kaum angenehmer für Menschen ist: „Da hätte ich hier nicht leben wollen, das war sehr ungemütlich“, sagt Beckmann. Flugverkehr in Frankfurt? Wäre damals unmöglich gewesen. Wenn es denn Flugzeuge gegeben hätte. Oder Menschen. Die Vulkanausbrüche haben den Vogelsberg zu Europas größtem Basaltmassiv wachsen lassen. Er gilt unter den Forscher zwar als erloschen. Dass er aber nie wieder ausbricht, „dafür legt kein Vulkanologe die Hand ins Feuer“, sagt Gerold Beckmann. Denn Erdplatten, an deren Kanten die meisten Vulkane liegen, seien ständig in Bewegung. Eine solche Störungszone verläuft von Rhône und Rhein her kommend genau unter Frankfurt und der Wetterau hindurch nach Nordhessen, Niedersachsen und Skandinavien.
Sorgen sind aber unnötig: Die Tatsache, dass die Erde bei uns fast nie bebe, „ist ein gutes Anzeichen, dass relative Ruhe unter der Erde herrscht“, beruhigt der Fachmann und lächelt. Also nie wieder Vulkanausbrüche in Hessen? „,Nie‘ wird niemand sagen“, bremst Beckmann. Bloß der Zeitpunkt sei völlig offen. „Ob in einer, zwei oder fünf Millionen Jahren? Das weiß niemand.“ (den)