“… meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, …“. So steht es im Predigttext für den kommenden Sonntag. Zu finden im Alten Testament, beim Propheten Jesaja, Kapitel 55. Diese Worte Gottes sind für die Zeiten gedacht, an denen sein Volk Israel buchstäblich auf die Trümmer seines Lebens blicken wird: die Trümmer des von den Babyloniern in Schutt und Asche gelegten Jerusalems und den Trümmern des Tempels, der die Gegenwart Gottes in ihrem Leben symbolisierte. Trümmer, die es durchs ein Verhalten selbst verschuldet hatte.
„… meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, …“ – eine billige Vertröstung für die Schicksalsschläge des Lebens? Eine fromme Abspeisung, wenn alles zusammengebrochen ist? Wenn es angesichts der Not im eigenen Leben und in der Welt keinen Gott, zumindest keinen ‚lieben‘ Gott mehr zu geben scheint?
Nein, sicher nicht. Denn Gott vertröstet nicht, sondern Gott schenkt echten Trost. Trost durch Hoffnung, selbst und gerade da, wo wir keine Hoffnung mehr haben. Dieser Vers steht inmitten des Heilsangebotes, das Gott allen Menschen macht – des Angebots Gottes, das Leben wieder heil zu machen. Die Trümmer unseres Lebens, die ja oft genug selbstverschuldete Trümmer sind, müssen nicht die Endstation unseres Lebens sein. Nicht Gott ist es, der für die Trümmer verantwortlich ist, weil er sich von uns abgewandt hat, sondern wir sind es, die von ihm nichts mehr wissen und uns von ihm nicht helfen lassen wollen.
Gott wünscht sich nichts sehnlicher, als dass wir merken, dass er da ist, dass er bei uns ist. Und er wünscht sich, dass wir ihn finden in unserem Leben, auch wenn wir dessen Verlauf nicht immer verstehen. „Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist“, heißt es im gleichen Kapitel. Gott will sich finden lassen, er versteckt sich nicht, denn der Gott der Bibel ist ein Gott, der Erbarmen mit uns hat, egal was wir uns haben zuschulden kommen lassen. Dem Mensch; der von seinem falschen Lebensweg ohne Gott umkehrt, der ihn sucht, dem vergibt Gott seine Schuld. Er wird ihn geheiltes Leben, er wird ihn Heil finden lassen.
In Jesus Christus hat sich Gott festgelegt. In Jesus offenbarte er sich den Menschen und in Jesus, nur in ihm, lässt er sich finden. Durch Jesus vergab uns Gott unsere lebenszerstörende Schuld und in ihm schenkte er uns die Gewissheit des ewigen Lebens. Im Vertrauen daran, im Glauben an Jesus, wird die Kraft seiner Auferstehung auch in unserem Leben wirksam. Gott lässt uns nicht in den Trümmern sitzen, sondern er lässt uns daraus aufstehen. Er lässt uns getröstet und voller Hoffnung wieder losziehen, mit dem Ziel eines Lebens voller Hoffnung.
Jörg Weise
Prediger der Landeskirchlichen
Gemeinschaft Bad Vilbel-Heilsberg