Bad Vilbel. Sägen, klopfen, hämmern und prüfen – im Moment geben sich Schreiner, Elektriker, Dachdecker, Glaser und Reinigungskräfte noch die Klinke in die Hand im sanierten Weihl’schen Haus am Marktplatz 3. Überall liegen Werkzeuge umher, auch das Treppengeländer und die Exponate fehlen noch. Doch schon am übernächsten Wochenende werde das neue Brunnen- und Bädermuseum der Öffentlichkeit zugänglich sein, verspricht Günter Hinkel. Der Hassia-Seniorchef hat das Projekt kräftig unterstützt. Ursprünglich sollte das Museum schon im November eröffnet werden, doch die Statik des 1705 erstmals erwähnten Fachwerkhauses sorgte für manche Überraschung. Das Gebäude wurde bereits seit Januar 2009 komplett entkernt und neu gestaltet
Auf 240 Quadratmetern sollen dort Exponate aus dem ehemaligen Brunnenmuseum in der Wasserburg und dem Hassia-Fundus zusammengetragen werden. Die Geschichte von Bad Vilbels flüssigem Gold, dem Mineralwasser, werde dann dargestellt – von den Quellen und der Geologie über Technik und Brunnenindustriegeschichte bis hin zu Sortiment und Verpackung der Mineralwässer, erläutert Hinkel. „Bädermuseen gibt es viele, aber das Brunnenmuseum ist einmalig in Deutschland“, freut sich Hinkel.
Das Weihl’sche Haus ist selbst Teil der Vilbeler Brunnengeschichte. Von 1680 bis 1933 war dort die Gaststätte „Zum Hirsch“, ab 1933 die Zentrale von Georg Otto Weihls Luisen-Brunnen. Die Umgestaltung wurde auf 425 000 Euro kalkuliert, doch wie viel sie tatsächlich kostet, will Hinkel noch nicht verraten. 200 000 Euro trägt nach der ursprünglichen Planung die Stadt, 100 000 Euro der Verein für Kultur- und Sportförderung, 45 000 Euro spendet Hinkel aus den Geschenken zu seinem 70. Geburtstag, 45 000 Euro kommen vom Land. Den Rest bis zu 35 000 Euro übernimmt der Heimat- und Geschichtsverein, der auch Träger des Museums ist. Das Gebäude wurde von der Stadt auf mindestens 15 Jahre hin angemietet.
Nahezu die Hälfte der Sanierungszeit habe aufgewendet werden müssen, „um das Fachwerk wieder in einen richtigen Zustand zu bringen“, erläutert der Darmstädter Architekt Marek Schröter. Die Bausubstanz sei in einem schlechten Zustand gewesen. Teilweise sind die Balken durch Stahlkonstruktionen ersetzt worden, die eine Last von 500 Kilo pro Quadratmeter aushalten. Derzeit sind Schreiner noch dabei, Fußbodenleisten einzuziehen, Elektriker verlegen noch Leitungen für die Vitrinen und die 17 Monitore, auf denen die Brunnengeschichte illustriert werden soll. Im Obergeschoss wird dazu noch ein Beamer installiert.
Ab 6.30 Uhr wird in dem Haus täglich gewerkelt. Bereits heute (Dienstag) um 8 Uhr kommen auch die Gebäudereiniger dazu, arbeiten sich von oben nach unten durch. Nächste Woche, so Schröter, komme die Feinarbeit: Dann würden die Vitrinen bestückt. Auch das Treppengeländer und Glasschiebetüren fehlen noch. Dafür ist der Treppenlift bereits eingebaut, der das Gebäude zumindest teilweise barrierefrei macht. Die erste Etage kann damit für Rollstuhlfahrer überbrückt werden. Allerdings sei das Dachgeschoss konstruktionsbedingt nicht per Lift erreichbar, weil die Mindestbreite von drei Metern fehle, so Schröter.
In Sichtweite des neuen Museums steht bereits ein Brunnen, dessen Kegelform die Geologie der Vilbeler Quellen illustriert. Die geologische Struktur des Bad Vilbeler Horstes ist geprägt von der Gesteinsart Rotliegend, die sich vor 270 bis 300 Millionen Jahren gebildet hat. Das Wasser sammelt sich jedoch nicht in unterirdischen Seen, sondern ist eingelagert in den Hohlräumen des Gesteins, wo es auch fließen kann. Das Brunnen- und Bädermuseum in dem traditionsreichen Haus am Marktplatz 3 ist am Eröffnungstag, dem Samstag, 30. Januar, von 13 bis 18 Uhr geöffnet und am Sonntag, 31. Januar, von 11 bis 18 Uhr.