Karben. Die Erkenntnisse aus Okarben sorgen für Unruhe: Marode und baufällig sei das ehemalige Gebäude des Mütterzentrums. Bei der Sanierung entdeckten die neuen Besitzer Uwe und Jörg Engelhardt aus Petterweil, dass sich beispielsweise ein stählerner Doppel-T-Träger durchbiegt. Und dass die Statik wohl bei der Sanierung vor 20 Jahren so weit beschädigt wurde, dass die Giebelwand zum Hof ohne Weiteres hätte umfallen können, weil sie nicht mit den Deckenbalken verbunden war.
„Das war uns nicht bewusst“, erklärt Angela Stotz, die Vizevorsitzende des Vereins Mütter- und Familienzentrum (Müze). „Da bin ich ja froh, dass wir umgezogen sind.“ Im März vergangenen Jahres wechselten die Mütter von Okarben nach Burg-Gräfenrode. Bereits 2007 hatte sich das Stadtparlament wegen der hohen Kosten gegen die Sanierung des Fachwerkhauses entschieden und für den Umzug der Mütter votiert.
Die waren nicht sonderlich glücklich über den Zwangsumzug in die Räume des früheren städtischen Kindergartens in Burg-Gräfenrode: Der Verein trauere dem alten Gebäude noch immer nach, gibt Angela Stotz zu. „Aber da war uns auch noch nicht bewusst, dass das so kritisch in dem Gebäude war.“ Die neuen „tollen“ Räumlichkeiten machten die früheren Probleme aber langsam vergessen: beispielsweise die Feuchtigkeit. „Vor zwei Jahren tropfte es innen herein. In der Küche gab es dann einen Feuchtigkeitsfleck“, erinnert sich Angela Stotz. Die Sanierer-Brüder Engelhardt machten in der FNP für solche Schäden mangelnde Instandhaltung verantwortlich.
Wie die Kommune die Instandhaltung betrieben habe, daran kann sich Baudezernent Gerd Rippen (Grüne) nicht mehr erinnern. Dass es Statikprobleme gegeben haben soll, „war der Stadt nicht bekannt“, erklärt Rippen. Im Gegenteil: Ein Gutachter habe das Haus vor dem Verkauf in Augenschein genommen. Sachverständiger Ulrich Felber aus Kloppenheim hat das Gebäude nach eigenen Angaben vor zwei bis drei Jahren im Auftrag der Stadt unter die Lupe genommen. Und er weist die Vorwürfe vehement zurück, sie seien übertrieben. Etwa, dass die Giebelwand hätte umfallen können: „Das ist falsch. Sie ist so verzahnt und verkeilt, dass nichts umfallen kann.“
Dass das Gebäude marode sei, „das wussten alle“, erinnert Felber. Dennoch habe „keine Gefahr für Leib und Leben bestanden“ und es sei „weit von einer Einsturzgefahr“ entfernt gewesen, unterstreicht er.
Durch die Fachwerkkonstruktion habe das Gebäude in sich einen Zusammenhalt. Normal sei, dass dabei Kräfte wirkten, die ein Haus auch verformen könnten. „Deshalb sind ältere Fachwerkhäuser ja auch so schief.“ Dennoch ist Felber den neuen Besitzern dankbar: Die Engelhardts täten „dem Gebäude einen Gefallen, dass es nun saniert wird“, sagt der Bauingenieur. (den)