Karben. Hessens Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) appelliert an die Kommunalpolitiker in Karben, mehr Respekt voreinander zu haben. Beim Neujahrsempfang der Karbener Christdemokraten kürzlich in Petterweil forderte Weimar, in der politischen Diskussion nicht zu vergessen, dass es in den Debatten lediglich darum gehe, ein Problem von zwei Seiten zu sehen. Nur weil der politische Gegner anderer Meinung sei, sei er doch „kein Blödmann“.
Damit ging Weimar überraschend auf die derzeitig massive Konfrontation in Karben zwischen der CDU/FWG/FDP-Koalition und SPD-Bürgermeister Roland Schulz sowie der oppositionellen SPD-Fraktion ein – ohne allerdings konkreten Bezug zu nehmen. Sowohl dem politischen Gegner, wie auch den eigenen Parteifreunden las der Christdemokrat die Leviten: „Wer in der Minderheit ist, ist nicht weniger wert“, erinnerte er die Koalitionäre. „Eine Mehrheit zu haben ist kein Grund für Triumph.“ Allerdings müsse sich auch die Opposition mit ihrer Rolle zurechtfinden, denn „Mehrheit ist Mehrheit“: „Da können Sie nicht einfach dem anderen erklären, er hätte keine Ahnung.“
Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. „Das hat mich zum Nachdenken gebracht“, sagte CDU-Fraktionschef Mario Beck. Er sowie die Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz hatten im Namen des noch im Kreistag sitzenden Stadtverbandschefs Guido Rahn die rund 170 Gäste im Albert-Schäfer-Haus begrüßt. Diese verfolgten die launigen Worte Weimars, der Lehrer in Schutz nahm, für schnellere Entscheidungen in Politik und Verwaltung sowie mehr Ansehen handwerklicher Arbeiten warb. Er plädierte für Zurückhaltung bei den öffentlichen Finanzen: „Der richtige Weg ist, alle zusätzlichen Einnahmen für den Schuldenabbau zu nutzen“, sagte Weimar. Denn dass die reichste Generation aller Zeiten die größten Schulden aller Zeiten hinterlässt, das „können wir uns moralisch nicht leisten“.
Viel Applaus aus allen gesellschaftlichen und politischen Lagern bekam Weimar dazu. Denn nicht nur die eigenen Parteimitglieder hatte die CDU eingeladen. Auch SPD-Chef Stadtrat Jochen Schmitt samt Fraktionsvize Thomas Görlich waren da, die FWG-Spitze mit Jürgen Schwellnus und Michael Ottens, Grünen-Vorstandssprecher Mario Schäfer, FDP-Vorsitzender Oliver Feyl, dazu Vertreter unzähliger Vereine und Verbände, von Unternehmen und Kirchen.
Ihnen allen versprach Weimar noch einmal, die acht Millionen Euro teure Nordumgehung für Groß-Karben sei auf einem „sehr, sehr guten Weg“. Und er bestätigte den Baubeginn Anfang des nächsten Jahres. Viel Grund für gute Laune also, ganz besonders aber bei einem in der CDU: Partei-Urgestein Alfons Bachmann (87) aus Kloppenheim. Minister Weimar ehrte den Bundesverdienstkreuzträger für 60 Jahre Mitgliedschaft. „Sie haben die Anfänge des Landes und der Stadt miterlebt“, erinnerte Beck und schloss sich den Glückwünschen an.