Jedes Jahr dasselbe. Die Advents- und Weihnachtszeit ist für mich eine Zeit der Wiederholungen. Am Samstag vor dem 1. Advent beginnen wir immer das Haus zu schmücken. Manche Kugeln oder Sterne stammen noch aus meiner Kinderzeit. Immer backen wir in den Tagen danach Plätzchen. Wir holen den Adventkranz hervor und es gibt jedes Jahr einen Adventskalender. Am 6. 12. kommt immer der Nikolaus oder er hat heimlich nachts Geschenke gebracht
Jedes Jahr gibt es Weihnachtsmärkte und in Vilbel ist klar, welcher an welchem Adventswochenende stattfindet. Die Stände und Buden sind meistens dieselben wie im letzten Jahr und sie stehen oft an derselben Stelle. In der Adventszeit singt man dieselben Lieder und viele von denen, die meine Kinder jetzt singen, hat auch meine Oma schon als Kind gesungen (zumindest vermute ich das). Und dann erst Weihnachten! In vielen Familien ist der 24.12. exakt vorherbestimmt: wann was gemacht wird, wann man zu wem geht bzw. wer wann zu Besuch kommt, was gegessen wird, wann und wie beschert wird und in welchen Gottesdienst man geht. Im Gottesdienst ist dann auch alles wie immer. Es wird dieselbe Geschichte aus der Bibel vorgelesen wie auch in den Jahren zuvor: „Und es begab sich aber zu der Zeit, als Kaiser Augustus….“ Es werden dieselben Lieder gesungen. Ohne „O du fröhliche“ endet kein Weihnachtsgottesdienst. Auch das grundsätzliche Thema der Predigt ist dasselbe wie im Jahr davor (die Predigt selbst allerdings nicht!).
Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine Zeit der alljährlichen Wiederholungen, ein echter Evergreen. Aber ist das nicht langweilig? Immer dasselbe? Ich finde nicht. Ich mag diese Wiederholung und Traditionen dieser Zeit. Sie geben mir ein Gefühl von Vertrautheit. Es ist ein bisschen so, als könnte ich die Zeit zurückdrehen und Weihnachten so erleben wie damals als Kind. Das ist, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ein bisschen wie die Ewigkeit, wenn auch keine Zeit mehr drängt. Und dieses Gefühl passt zu Weihnachten. Wir Christen bereiten uns in der Adventszeit darauf vor, dass mit Christus Gottes Heil in unsere Welt kam. Mit ihm ist ein Stück ewiges Leben sichtbar geworden: als kleines Kind, was wir an Weihnachten feiern, und als erwachsener Mann, der starb und das Leben wieder gewann, woran wir an Karfreitag und Ostern erinnern. Und seither glauben wir Christen und Christinnen an seine Wiederkehr, dieses ganz große Comeback. Wir glauben daran, dass nicht einfach alles seinem Ende entgegengeht, sondern dass es eine Ewigkeit gibt. Wenn sich nichts mehr verändert, wenn alles gut ist und so bleiben kann. Vielleicht ein bisschen so, wie wir uns Weihnachten erträumen. Darauf freue ich mich und erinnere mich besonders in der Advents- und Weihnachtszeit daran, wenn wieder alles so ist, wie letztes Jahr.
Ihre Pfarrerin Ulrike Mey,
Christuskirche Bad Vilbel