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Denken muss jeder selbst

Bad Vilbel. An den Vortrag von Pfarrer Werner Krieg schloss sich eine rege Diskussion an. Religion gehöre zu den wichtigsten Kräften, die Menschen verbinde. Die wachsende religiöse Vielfalt vor allem die Gegenwart des Islam stelle Deutschland und Europa vor neue Herausforderungen. Zum islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen sagte Pfarrer Krieg: „Ich sage ja, wenn er ohne wenn und aber auf dem Boden des Grundgesetzes steht. Islamisten müssen sich dem pluralistischen Gesellschaftssystem stellen.“

Kirchensteuer sei ein Ersatz für ein Drittel des deutschen Bodens, der der Kirche gehöre. Neun Prozent der Einkommenssteuer zahle der Bürger als Kirchensteuer, wovon zehn Prozent an den Staat als Gebühr gingen. „Durch die Kirchensteuer bin ich unabhängig von Geldgebern und politischen Machthabern in meiner Gemeinde – im Gegensatz zu Pfarrern in den USA.“ Krieg versteht sich als Seelsorger, der mit allen Parteien und Parteispitzen kommuniziere. Da er mit allen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit will, äußere er sich nicht zu tagespolitischen Themen.

Zöge sich die Kirche aus Krankenhäusern, Kindergärten, Altenhilfe und anderer ehrenamtlicher Arbeit zurück, dann müsste der Staat 20 bis 30 Prozent mehr Geld für diese Leistungen aufwenden. „Die Diskussion ist spannend wie wir am Beispiel der Krabbelstuben sehen“, so Krieg. Weil es sich in Massenheim um eine typische Mittelstandsgemeinde handele, richte er das Angebot und die Predigt danach aus, sagte Krieg. „Unsere Kirche ist eine Wort-Verkündigungskirche, wir nehmen unseren Mitgliedern das Denken nicht ab.“ Deshalb habe Luther die Bibel übersetzt, damit sich jeder damit auseinandersetzen könne. Die Liturgie ziehe wertkonservative Menschen an, die Predigten regten zum Nachdenken an und die Kirche erfülle viele Bedürfnisse. (fau)