Nidderau. Nach fast zwei Jahren Vakanz hat Nidderau nun wieder eine hauptamtliche Stadträtin. „Auch wenn mich bisher noch keiner gefragt hat: Ich nehme die Wahl trotzdem an“, begann Monika Sperzel (SPD), die frisch gewählte und anschließend auch gleich vereidigte neue Stadträtin, am Donnerstag ihre erste Rede vor der Nidderauer Stadtverordnetenversammlung.
Sie wolle versuchen, trotz der allseits bekannten schwierigen Haushaltssituation der Kommunen, Nidderau auch weiterhin einen Rest an Gestaltungsmöglichkeiten zu erhalten, sagte Sperzel. Angesichts der großen Aufgaben, die auf die Stadt zukämen, sei dies auch unbedingt notwendig. Deshalb sei ihr Credo, zwar sinnvoll zu sparen, dabei aber möglichst keine Gruppierung einseitig zu belasten.
Die 51-jährige Butzbacher Kommunalpolitikerin war mit den Stimmen von SPD, den Grünen und der FDP zuvor vom Stadtparlament mehrheitlich zur neuen Stadträtin von Nidderau gewählt worden. Die CDU-Stadtverordneten setzten bei der Wahl auf ihren Kandidaten Bernd Moritz. Die FWG blieb bei ihrem eindeutigen Nein zur Wiederbesetzung der Stadtratsstelle.
Vor der Wahl hatten alle im Parlament vertretenen Parteien noch einmal ihre Wahlentscheidung begründet. Danach hatte Monika Sperzel, die zurzeit noch am Bundesrechnungshof in Frankfurt als Prüferin tätig ist, die drei Fraktionen von SPD, Grünen und FDP mit ihrem beruflichen Werdegang und ihrem nebenberuflichen Engagement in der Kommunalpolitik am meisten überzeugen können.
CDU-Sprecher Dr. Karsten Rudolf dagegen zeigte sich vor allem von der Entscheidung der SPD-Fraktion enttäuscht. Sie habe allein aus taktischen Gründen ihre Wahl getroffen und dabei die Chance auf eine neue Allianz außer Acht gelassen. Walter Bretthauer von der FWG räumte zwar ein, dass die SPD mit Monika Sperzel „sicherlich eine fähige Dame“ gefunden habe, die Möglichkeit der Wiederbesetzung der Stelle aus Kostengründen aber nicht gegeben sei.
Die Arbeit könne stattdessen wie bisher auf die sieben ehrenamtlichen Stadträte aufgeteilt werden, betonte Bretthauer. Angesichts der schwierigen Finanzlage schaffe das der Kommune wieder etwas Luft und könne dabei auch noch ein Zeichen setzen. Denn in den nächsten Jahren würden wegen der leeren Kassen auch von den Bürgern Opfer verlangt werden.
Aus ganz persönlichen Gründen ergriff dann kurz vor der Wahl auch Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) noch einmal das Wort. Er bat das Parlament eindringlich um die Wiederbesetzung der Stadtratsstelle, da die vergangenen zwei Jahre gezeigt hätten, dass eine hauptamtliche Person an der Spitze des Nidderauer Magistrats zu wenig sei.
„Das geht nicht nur zulasten meiner Gesundheit, sondern, im Hinblick auf die großen Herausforderungen in den kommenden Jahren, wird dringend ein hauptamtlicher Stadtrat gebraucht, der nicht nur verwaltet, sondern auch politische Verantwortung übernehmen muss“, bat Rathauschef Gerhard Schultheiß seine Stadtverordneten um Einsicht – und die entsprachen mit der Wahl von Monika Sperzel, die mit ihrem Mann und ihrem Sohn gekommen war, seinem Wunsch. (jwn)