Bad Vilbel. Trotz einer deutlichen Gewinnsteigerung im Sommerquartal stehen die Arbeitsplätze am Stammsitz des Pharmaherstellers Stada in Bad Vilbel wieder auf der Kippe. Die angestrebte Vereinbarung zur unbezahlten Mehrarbeit ist nach Firmenangaben am Widerstand der Gewerkschaft IG BCE gescheitert. Diese hatte im Gegenzug zur Mehrarbeit von 1,5 Stunden in der Woche den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen verlangt, die Stada nicht habe abgeben wollen. Eine Gewerkschaftssprecherin sagte in Frankfurt, die angebotene Standortgarantie reiche zum Schutz der einzelnen Mitarbeiter nicht aus.
Das Management erklärte die Verhandlungen zur Arbeitszeitverlängerung für gescheitert. Man werde nun nach alternativen Möglichkeiten suchen, die erwarteten Einsparungen zu erreichen. Ob es sich dabei um Stellenstreichungen handeln soll, das wollte ein Stada-Sprecher nicht erläutern.
Der Standort ist nach Angaben des Unternehmens unproduktiver als andere. Stada hatte zum Ende September weltweit 8061 Vollzeitarbeitsplätze, davon insgesamt 1232 in Deutschland, wovon wiederum knapp 900 auf Bad Vilbel und das Hochregallager in Florstadt entfallen.
Unter dem Strich habe sich im dritten Quartal der Konzerngewinn im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent auf 23,2 Millionen Euro verbessert, teilte die im M-Dax notierte Gesellschaft mit. Der Umsatz sank in den drei Monaten um 6 Prozent auf 383,3 Millionen Euro. Dafür machte die Stada AG Sondereinflüsse verantwortlich.
Vor allem in Russland, dem nach Deutschland zweitgrößten Markt des Unternehmens, sowie im ebenfalls wichtigen serbischen Markt holte Stada wieder auf. An der Börse konnte Stada vergangene Woche damit punkten. Analysten verwiesen vor allem auf das Sparprogramm der Firma, das gute Fortschritte mache. Die Börse bewertet das Unternehmen derzeit mit rund 1,25 Milliarden Euro.
Auf die ersten neun Monate gesehen ging der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 1,138 Milliarden Euro zurück. Der Konzerngewinn fiel inklusive der Belebung im Sommer um 10 Prozent auf 71,5 Millionen Euro. Unter Preisdruck sind vor allem die patentfreien Nachahmermedikamente (Generika) geraten, die das Hauptgeschäft der Bad Vilbeler ausmachen. Das Management bestätigte anhand der Zahlen sein Ziel, dieses Jahr einen bereinigten Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 250 Millionen Euro zu erreichen. Im Vorjahr verdiente das Unternehmen noch 294,3 Millionen Euro.
Die Stada ist mit fast 100 Millionen verkauften Gesundheitspräparaten Deutschlands drittgrößter Hersteller von Nachahmerarzneien nach der zum Novartis-Konzern gehörenden Hexal und der Ulmer Ratiopharm. (zlp)