Bad Vilbel. Immerhin habe Bad Vilbel bei den Radeberger-Verhandlungen 60 Kommunen übertrumpft und sich als „einer der besten Standorte in der Region“ profiliert. „Wir sind für Radeberger weiterhin der Standort der Wahl“, sagte der ehrenamtliche Wirtschaftsförderer Rüdiger Wiechers (CDU). Nun müsse man jedoch an die Quellenpark-Vermarktung „aktiv und schnell“ herangehen.
„Was ist denn jetzt los?“, habe er gedacht, als er die Nachricht gestern früh im Autoradio hörte, sagte der Bad Vilbeler SPD-Vorsitzende Udo Landgrebe. Dies sei „bedauerlich für die Gesamtentwicklung der Stadt und des Quellenparks.“ Jetzt sei es wichtig, dass die Stadt weiterhin mit Radeberger im Gespräch bleibe. Landgrebe forderte eine Sondersitzung des Stadtparlaments, wo offen und transparent über die Entwicklung informiert werden solle, auch wenn die Absage wohl von der Stadt nicht zu verantworten sei.
Landgrebe erneuerte die SPD-Forderung, die Stadt solle einen unabhängigen, qualifizierten Wirtschaftsförderer engagieren, der den Quellenpark international vermarkte. Das Gewerbegebiet sei im Moment „ein einziges Desaster, viele Steuergelder wurden schon für die Infrastruktur verbuddelt“.
„Wir sind nicht traurig, dass Radeberger nicht kommt“, meinte hingegen der grüne Stadtverordnete Ulrich Rabl. Das Vorhaben, dort ein „Logistikunternehmen“ anzusiedeln, sei „ökologischer Wahnsinn“. Auch von der Gewerbesteuer hätte hauptsächlich der Kreis profitiert, der Stadt wären nur 30 Prozent geblieben, so Rabl. Die Stadt habe in der Krebsschere „in großem Stil Grundstücke zusammengekauft, ohne zu überlegen: Was mache ich damit?“ Der Grüne gibt zu bedenken: „Die Welt hungert. Bad Vilbel hat einen der besten Böden der Welt und pflastert ihn zu“.
Als „Rückschlag für die wirtschaftliche Entwicklung von Bad Vilbel“ bezeichnet die FDP-Bürgermeisterkandidatin Gesine Wambach die Absage. „Das ändert letztlich aber nichts an der Tatsache, dass Bad Vilbel auch ohne Radeberger eine äußerst attraktive Stadt bleibt. Spätestens im kommenden Jahr, wenn das Wirtschaftswachstum voraussichtlich wieder kräftig anzieht, wird Bad Vilbel bei den Investoren sehr begehrt sein.“
Landrat Joachim Arnold (SPD) bedauert die Entscheidung der Radeberger Brauerei. Die Entscheidung habe jedoch „nichts mit den hervorragenden Standortfaktoren in der Wetterau zu tun.“ Dies solle man bei aller Enttäuschung nicht vergessen. „Wir werden uns weiter aktiv um Investoren für diesen Top-Standort im Rhein-Main-Gebiet bemühen“, erklärte der Wetterauer Landrat. (dd)