Bad Vilbel. Mit dem parteilosen Rosbacher Stadtverordneten Helge Welker (49) will sich ein weiterer Kandidat um den Bürgermeisterposten in Bad Vilbel bewerben. Er holte sich im Rathaus die Bewerbungsunterlagen für seine geplante Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl im Februar ab. Er trete an, um den „Stö(h)r-Fall“ in Bad Vilbel zu beenden, erklärte er.
Die Entscheidung für eine Kandidatur fasste der gebürtige Ober-Rosbacher vor zwei Jahren. Damals sammelte er 1000 Unterschriften gegen die Studiengebühren. „Bürgermeister Stöhr weigerte sich, zu unterschreiben. Wie bei vielen anderen Politikern auch, blieb es bei ihm bei Lippenbekenntnissen.“ Sein Ziel sei es, möglichst viele Bürger zu motivieren, sich zu engagieren, damit in Bad Vilbel nicht länger über ihre Köpfe hinweg entschieden werde.
Wie weit dessen und der Einfluss seiner Geschäftsfreunde reiche, zeige sich an den Plänen zur Neuen Mitte und Mediathek. Hier wie auch bei der Bebauung der Amiwiese, der Radeberger-Ansiedlung oder der Verkehrsplanung spielten Wünsche der Bevölkerung keine Rolle. Dabei hätten die Bürger weder Minkel noch seinen Geschäftspartnern ein Mandat erteilt. „Alle diese Projekte werden am Stadtparlament vorbei realisiert. Regt sich Widerstand, so werden die Betroffenen diffamiert.“ Kommunalpolitische Erfahrung sammelte Helge Welker im Rosbacher Stadtparlament zuerst als Mitglied der Linkspartei und seit Anfang 2009 als Parteiloser. Im Landtagswahlkampf 2007 war er Direktkandidat. Welker war Mitbegründer des Regionalforums der Linken. Im Rosbacher Parlament setzte er sich als Parteiloser etwa für die Erstellung eines Armutsberichtes und für die Entschädigungssatzung der Freiwilligen Feuerwehr Rosbach ein. „Dank meiner Eloquenz gelingt es mir auch als Einzelabgeordneter, Mehrheiten für meine Anträge zu erlangen.“ Bürgern stehe er für Gespräche vor allem samstags am Zentralparkplatz zur Verfügung, kündigte er an.
Nach dem Abitur in Friedberg studierte er Mathematik, was er nach eigenem Bekunden aus finanziellen Gründen aufgeben musste. Mit einem Freund führte er elf Jahre ein Taxiunternehmen in Friedberg. Danach war er als Account- und Routenmanager bei einer Telekommunikationsfirma in Frankfurt beschäftigt. Seine Stelle fiel einer Entlassungswelle zum Opfer.