Veröffentlicht am

Wort zum Sonntag: Zeitgewinn

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Uhr auf Winterzeit umgestellt, und diese Nacht ist eine Stunde länger. „Was für ein Quatsch“, habe ich letztens als Kommentar dazu gehört. „Die gewonnene Stunde verlieren wir doch im Frühjahr wieder. Was soll das bringen?“ Ich musste schmunzeln, denn derjenige wusste offenbar nicht, dass es bei der Zeitumstellung um die bestmögliche Ausnutzung des Tageslichtes geht. Nein, ein wirklicher Zeitgewinn ist diese Zeitumstellung nicht. Schade, manchmal bräuchte ich genau das – eine Stunde mehr, um meinen Tagesplan zu schaffen, ein Wochenende mehr oder eine ganze Woche? Natürlich geht das nicht, aber manchmal habe ich mir eben zu viel vorgenommen und für all das zu wenig Zeit.

Ich versuche meine Zeit einzuteilen, nicht mit überflüssigem zu vergeuden und zu sparen. Wenn mir das gelingt, kann ich nach dem Nötigen auch das Schöne machen. Aber so ganz zufrieden mit der Strategie bin ich nicht, weil es zu oft nicht funktioniert und ich wieder zu wenig Zeit habe. Letztens kam mir etwas ganz und gar Ungeplantes in einen vollgepackten Tag dazwischen, und es war klar, dass ich nicht mehr alles bis zum Abend schaffen werde. Aber dann war das nicht mehr schlimm. Es war wie der Versuch, eine S-Bahn zu erwischen. Sobald klar ist, dass sie wegfahren wird, laufe ich nicht mehr. So habe ich mich gefühlt. Es war ein bisschen befreiend und dann habe ich überlegt, was eben doch nicht so wichtig ist und es weggelassen. Plötzlich konnte ich ganz gelassen mit meinen Vorhaben und meiner Zeit umgehen, weil ich wusste: Es wird schon alles seine Zeit haben.

In solchen Situationen fallen mir immer Verse aus dem Buch des Predigers ein (Prediger 3, 1-4 in Auswahl): „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;“

Für mich drücken diese Verse eine wohltuende Gelassenheit aus. Ich muss nicht alles zeitlich planen, erledigen und mir Zeit dafür nehmen. Die Dinge in meinem Leben haben ihre Zeit, und es ist an