Karben. Ein glückliches Ende hat der lange Streit um das über 100 Jahre alte Fachwerkhaus an der Hauptstraße 84 in Okarben gefunden: Es wurde an eine Familie aus dem Taunus verkauft.
Eine wahrlich lange und bewegte Geschichte hat das rund 700 Quadratmeter große Grundstück samt dem Wohnhaus und seinen Anbauten. Ursprünglich wurde der vordere Teil des Anwesens als Gaststätte genutzt. Eine der Pächterinnen war sogar eine Großtante des heutigen Ortsvorstehers Mathias Flor (SPD).
Der erinnert sich: Zeitgleich mit dem Fachwerkhaus an der Straße war im hinteren Teil des Grundstückes eine größere Werkhalle errichtet worden, in der in den 30er-Jahren Teile für Luftschiffe zusammengebaut wurden. Nach dem Krieg, als das Anwesen ins Eigentum der Gemeinde Okarben überging, wurde die Halle für Gemeindevertretersitzungen und Versammlungen genutzt. Im Anbau, in dem heute die Schützen ihr Vereinsleben pflegen, stand früher eine kleine Apfelmosterei für die Kneipe.
In den vergangenen Jahren bekam Flor als Ortsvorsteher wieder mit der Immobilie zu tun. „Schließlich war in dem Vorderhaus nicht nur lange Zeit das Mütterzentrum, sondern im hinteren Bereich haben es sich seit Jahren auch die Schützen behaglich gemacht“, berichtet der Politiker.
Probleme mit dem Anwesen, das mit der Eingemeindung in den 70er-Jahren in das Eigentum der Stadt Karben überging, gab es erst, als Gutachter erhebliche Schäden am Fachwerkhaus feststellten. Sanieren oder verkaufen – diese Optionen spalteten die politischen Lager im Stadtparlament. Während SPD und Grüne lange die Sanierung befürworteten, sprachen sich CDU, FDP und FWG von Anfang an für den Verkauf aus. „Die finanziellen Risiken bei der Sanierung eines alten Fachwerkhauses sind viel zu groß“, betonte damals CDU-Stadtverordneter Guido Rahn.
Als der Magistrat in der Stadtverordnetenversammlung im April dieses Jahres einräumen musste, dass an dem Gebäude Hauptstraße 84 „die Eckständer des Fachwerkes . . . an fast allen Stellen so verfault sind, dass die statischen Funktionen selbst nach bestem Willen nicht mehr gegeben sein können und es deshalb für die Menschen im und am Haus gefährlich wird“, waren die Würfel gefallen. Bei geschätzten Sanierungskosten in Höhe von mindestens 300 000 Euro stand der Entschluss fest – nun bei allen Fraktionen: so schnell wie möglich verkaufen. Zumal inzwischen das Mütterzentrum nach Burg-Gräfenrode verzogen war.
Zwar drang der Kaufpreis bisher nicht an die Öffentlichkeit. Jedoch dürfte klar sein, dass, aufgrund des schlechten Zustandes des Hauses und dem auf maximal zehn Jahre festgeschriebenen Nutzungsrecht der Schützen für den Anbau, der mit 179 000 Euro ermittelte Verkaufspreis kaum erzielt worden sein dürfte.