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Mehr aus seinem Leben machen! – Das Wort zum Sonntag

Diese Woche erschien in der ZEIT ein Interview mit Sebastian Deissler. Sie erinnern sich? Er war vor zehn Jahren der große Hoffnungsträger des deutschen Fußballs. Mehrere Verletzungen und eine Depression haben ihn dann dazu bewogen, seine Karriere im Alter von 27 Jahren zu beenden. „Tragisch“, sagen viele Menschen heute. „Er hätte mehr aus seinem Leben machen können“, sagen andere. Etwas merkwürdig ist diese Aussage schon, wenn man bedenkt, dass er heute erst 29 Jahre alt ist und einen großen Teil seines Lebens hoffentlich noch vor sich hat.

Wie mache ich das Beste aus meinem Leben? Jesus erzählt die Geschichte von einem Reichen , der drei Dienern vor einer langen Reise Geld überlässt (Matthäus 25, 14-30), dem einen fünf Zentner Silber, dem anderen zwei, dem letzten einen. Nach seiner Rückkehr ruft er sie zu sich: Der eine Diener hat durch kluges Wirtschaften die fünf Zentner verdoppelt, der andere hat die zwei Zentner verdoppelt, nur der letzte hat das eine Zentner vergraben – aus Angst vor Strafe, falls er Geld verloren hätte. Der reiche Mann lobt die beiden ersten Knechte, der letzte aber wird getadelt. Jesus will damit sagen, dass wir das Beste aus dem machen sollen, was uns gegeben ist. Doch wie geht das?

Ich denke, als erstes müssen wir realistisch sein und uns fragen: Was ist mir anvertraut? Welche Begabungen habe ich? Und damit meine ich nicht nur Fähigkeiten, die in einem Bewerbungsgespräch relevant wären, sondern auch Zeit, Geduld, Sensibilität, Lebenskraft und vieles mehr. Reich begabt sind wir nämlich alle. Deshalb bringt es gar nichts, neidisch auf die Gaben der Anderen zu schauen. Ich werde dadurch nur blind für den eigenen Reichtum. Es gibt Menschen, die ein Leben lang in fremden Schuhen unterwegs sind. Sie sehnen sich nach den Gaben anderer und bemerken weder den eigenen Reichtum, noch, dass sie an den falschen Schuhen kaputt gehen. Als zweites müssen wir fragen: Nach welchen Kriterien bestimme ich eigentlich, was das Beste ist? Ich möchte einmal die Frage stellen: Machen die Weltmeister unter uns wirklich mehr aus ihrem Leben als der durchschnittliche Angestellte, der seiner Frau ein guter Ehemann und seinen Kindern ein guter Vater ist? Machen die wirtschaftlich Erfolgreichen mehr aus ihrem Leben als das alte Ehepaar, das im Seniorenheim mit der wenigen Kraft, die sie haben, sich um die anderen Mitbewohnerinnen sorgt? Das Beste lässt sich nicht in absoluten Werten messen, sondern immer nur im Verhältnis zu dem, was mir anvertraut ist.

In Gottes Augen jedenfalls ist das Beste das, was mehr Liebe, Frieden und Gerechtigkeit bringt. Jesus will mit der Geschichte sagen, dass wir Menschen alle einmal vor Gott Bilanz ziehen werden. Er wird uns fragen: Was hast Du aus deinem Leben gemacht? Und dann wird er nicht nach dem Umsatz unserer Firma fragen oder nach den Titeln, die wir gewonnen haben, sondern danach, ob unser Leben zu mehr Frieden beigetragen hat, zu mehr Gerechtigkeit und Liebe.