Bad Vilbel. „Der Verkehr ist immer schlimmer geworden“, klagt Anwohner Hans Bender aus der Alt-Dortelweiler Untergasse. Jeden Nachmittag ab 16 Uhr gehe der Lärm los: „ssscht, ssscht, ssscht“ – im Minutentakt schlängeln sich die Autos durch die enge, bordsteinlose Straße, hinunter zu der schmalen Brücke, die zum Sportplatz führt. 90 Prozent der Jung-Fußballer des SC Dortelweil kämen aus Dortelweil-West – die meisten von ihnen würden von den Eltern gefahren.
200 Autos an einem normalen Werktag seien keine Seltenheit, klagt Bender – und jede der Mütter mache vier Fahrten. In einem offenen Brief an Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) fordern Bender sowie seine Untergassen-Mitstreiter Karin Göhler und Thomas Halling, „den Bau eines Sportgeländes in Dortelweil-West schleunigst zu ermöglichen“.
Bender sagt, er habe nichts gegen die Sportler, sei sogar selbst in den Jahren 1961 bis 1963 Vorsitzender des Fußballvereins gewesen. Doch es geht den Alt-Dortelweilern um die Lebensqualität und auch die Verkehrssicherheit in den engen Gassen. „Sport sollte ja eigentlich gesund machen, die Anwohner der Untergasse macht die Situation inzwischen krank“, heißt es in dem Protestschreiben. Während andernorts alles getan werde, um alte Ortskerne zu entlasten, gehe man im „familienfreundlichen“ Bad Vilbel den umgekehrten Weg. Man habe junge Familien mit billigem Bauland nach Dortelweil-West gelockt, aber bei der Planung das Sportgelände vergessen.
Als erste Maßnahme wünscht sich Bender, dass das mobile Tempo-Messgerät der Stadt vor der Brücke aufgestellt wird, um damit die Zahl der Fahrten zu erfassen. Auch eine Einbahnstraßenregelung für die Untergasse könne zunächst einmal für Entlastung sorgen, so die Anwohner.
Doch sie wollen mehr. „Man darf die alten Ortsteile nicht abschreiben“, mahnt Bender; dort würden auch Wähler und Steuerzahler wohnen. Er fügt hinzu: „In Dortelweil-West wohnen nicht die CDU-Wähler.“ Bender ist enttäuscht, denn schon um 2001 habe er die Situation dem Verkehrsdezernenten Jörg Frank (CDU) geschildert, ohne dass etwas passiert sei.
Auch über die Dortelweil-Westler wundert sich Hans Bender. In den dortigen Anliegerstraßen achte man ganz genau auf die Einhaltung der Schrittgeschwindigkeit, fahre dann aber bedenkenlos mit zum Teil mehr als Tempo 30 durch die engen Gassen des alten Ortskerns.
Er wolle sich des Problems annehmen, antwortete Bürgermeister Stöhr (CDU). Stöhr macht aber auch klar, dass es einen zweiten Sportplatz nicht geben werde. Dazu fehlten der Stadt die Flächen und das Baurecht. Stöhr regte außerdem an, bei dem Verein SC Dortelweil und seinen jungen Sportlern für eine Aktion „Mit dem Rad zum Fußball“ zu werben. Da es sich bei den Nutzern des Sportgeländes in der Regel um Dortelweiler Sportler handele und der Platz per Fahrrad gut erreichbar sei, könnte das Entlastung bringen. (dd)